Kriege, Krisen, Anschläge - dazu ein Land vor Neuwahlen und ein anderes vor einem Präsidenten namens Trump. Vielen Menschen geht das "Happy New Year" in diesen Tagen nicht gerade leicht über die Lippen.
Der Wunsch für ein gutes neues Jahr 2025 wird dann gerne durch ein "trotz allem" oder "jetzt erst recht" ergänzt. Darf man sich weiter auf das neue Jahr freuen? Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) hat Prominente und andere Fachleute für Glücks- und Zukunftsfragen befragt.
Natürlich dürfe man sich freuen, findet etwa Klima-Aktivistin Luisa Neubauer, auch wenn ihr nicht nur die Klimakrise Sorgen bereitet:"Denn um mich auf ein Jahr zu freuen, muss ich ja nicht den Anspruch haben, dass jeder Tag in diesem Jahr ein Freudenfest wird."
Und die vielen Probleme würden "ja nicht dort gelöst, wo wir uns gemeinsam möglichst viele Sorgen machen, sondern nur dort, wo wir etwas tun".
Vorfreude aufs neue Jahr findet auch Deutschlands wohl bekanntester Mönch völlig okay - der Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün:
"Klar, viele Ängste sind berechtigt, aber ich darf mich nicht auf die Angst fixieren, nicht in der Ohnmacht bleiben, nicht in der passiven Rolle."
Gelassenheit trotz "merkwürdiger Gestalten"
"Immerhin leben wir noch und hierzulande gar nicht mal so schlecht", ergänzt der Theologe, Psychiater und Bestsellerautor Manfred Lütz:
"Wenn man außerdem darauf vertraut, dass Gott Herr der Geschichte ist und nicht all die merkwürdigen Gestalten, die zurzeit die Welt regieren, kann man gelassener sein als andere."
Sorgen seien "immer berechtigte Sorgen, weil sie aus der Tiefe der Seele kommen", fügt Zukunftsforscher Matthias Horx hinzu.
Dabei hätten jüngere Menschen häufiger - und durch die modernen Medien verstärkt - "Einsamkeits- oder Selbstwert-Ängste", ältere dagegen ein "Gefühl des Nutzloswerdens". Doch zum Glück sei der Mensch diesen Ängsten nicht schutzlos ausgeliefert.
Liebe als wahre Zukunftskraft
Gute soziale Beziehungen seien das beste Gegenmittel, empfiehlt Horx. Und - noch besser - die Liebe als "die wahre Zukunftskraft - auch und gerade heute, in einer verletzlichen und nervösen Zeit".
Wozu er außerdem rät: Konkrete Pläne machen, die helfen können, "eine Aufgabe zu finden, die uns ausfüllt. Das geht in jedem Alter."
Das Zauberwort Resilienz bringt der Schweizer Glücks- und Zukunftsforscher und Begründer des "Hoffnungsbarometers" Andreas Walker ins Spiel.
Denn der Mensch sei zum Glück nicht fremdbestimmter Spielball der Außenwelt, sondern könne selbst aktiv sein - im Großen, aber vor allem im engeren Umfeld:
"Meine Familie, meine kleine Firma, meine Kirchengemeinde, mein Verein - wenn ich Orte finde, wo ich wirksam sein kann, fördert das meine innere Gesundheit."
Wo kann ich wirklich etwas bewirken?
Wichtig sei dabei das "Finden der richtigen Flughöhe", umschreibt Walker die wichtige Entscheidung darüber, wo ein Engagementtatsächlich sinnvoll ist:
"Mache ich mir nur die Themen zum Problem, bei denen ich wirklich etwas bewirken kann? Oder überfordere ich mich andauernd?"
Selbst aktiv werden - das sieht auch Luisa Neubauer als wirksamstes Mittel gegen einen drohenden Neujahrsblues. Und dabei dürfe man auch den Humor nie verlieren:
"Also wenn uns das Lachen vergeht, dann gute Nacht. Manchmal muss man sich auch einfach mal aufregen oder sich lustig machen."
Freunde, die guttun und nicht runterziehen
Ihr Engagement für eine bessere Welt sei auch nie völlig uneigennützig, fügt Neubauer hinzu:
"Ich mache es zuerst mal, damit ich am Abend sagen kann: Heute war ein guter Tag für mich, denn ich habe etwas getan - am besten zusammen mit Freunden - und mich nicht abgewendet von der Welt, auch wenn die gerade ein bisschen schwer auszuhalten ist."
Freunde nennt auch Glücksforscher Walker - aber es sollten die richtigen sein: solche, die gut tun, und nicht solche, die ständigüber das Schlechte in der Welt reden und andere mit runterziehen.
Seine weiteren Tipps: viel Bewegung in der Natur und die aus der Forschung bekannten "Five Blessings". Eine Art Abendgebet, "bei dem ich mir jeden Abend überlege, für welche fünf Dinge ich am Tag dankbar sein konnte".
Ein Ratschlag ganz nach dem Geschmack von Ordensmann Anselm Grün. In seinen Führungsseminaren empfiehlt er eine tägliche "heilige Zeit", wie er es nennt - "in der die Zeit nur mir gehört - und da hat keiner reinzureden.
Und eine solche Zeit - da reichen ein paar Minuten am Tag - kann jeder einrichten, ob Hausmeister oder Managerin, jung oder alt, krank oder gesund."
Silvester mit Flüchtlingen
An jedem Tag gebe es Schönes und Berührendes, wenn man darauf achte, berichtet Arzt und Autor Manfred Lütz aus seiner langjährigen Erfahrung. Auch er kann nur empfehlen, selbst aktiv zu werden, statt schicksalsergeben die Hände in den Schoß zu legen und zu jammern.
Damit könne man auch direkt ins neue Jahr starten, ergänzt er mit Blick auf seine eigene Familie: "Silvester machen wir bei uns eingroßes Flüchtlingsfest, denn gerade zum Jahreswechsel fühlen sich Menschen, die ihre Heimat verloren haben, besonders einsam. Die Stimmung ist bei an die zehn unterschiedlichen Herkunftsländern immer toll."