Der synodale Prozess in Afrika wird begleitet von Sorge: Kleriker könnten den Prozess "monopolisieren" - und die Stimmen aus den Gemeinden erneut unter dem mächtigen Wort von Priestern und Bischöfen verstummen. Diese Angst wurde vergangene Woche einmal mehr bei einem Webinar der "African Synodality Initiative" (ASI) spürbar.
Die Initiative ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vereinigung ostafrikanischer Bischofskonferenzen (AMECEA), des Symposiums der Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar (SECAM) und der Jesuitenkonferenz von Afrika und Madagaskar (JCAM). Sie wollen Kirchen in Afrika begleiten, um "erfolgreich und konstruktiv" an der Weltsynode teilnehmen können, berichtet die Programmkoordinatorin Ndanu Mung'ala in Nairobi.
Frauen zu Wort kommen lassen
Dass eine Frau die Initiative koordiniert, sieht Mung'ala als "erstes Anzeichen für die Inklusivität", die Afrikas Jesuiten in die Synode stecken. Ein Ziel der Initiative sei es, Frauen "bei jeder synodalen Aktivität zu Wort kommen lassen". Das sei unter anderem bei dem letzte Woche veröffentlichten Synoden-Begleitbuch "Voices from Africa" gelungen; der Großteil der Co-Autoren ist weiblich. "Ich bin zuversichtlich, dass diese Synode Frauen mehr Platz einräumen wird", so Mung'ala.
Allerdings: Trotz revolutionärer Töne besteht die Gefahr, dass einige Stimmen bei dem Prozess überhört werden. "Wir können nicht behaupten, dass wir nicht um die Machtposition von Priestern und Bischöfen in afrikanischen Gesellschaften wüssten", meint Nora Nonterah, Ethikerin an der Kwame-Nkrumah-Universität in Ghana. "Dabei müssen wir uns fragen, welche Art von Kirche wir sein wollen - eine Kirche der wenigen Mächtigen oder eine Kirche der Getauften, in der sich alle wertgeschätzt und verantwortlich fühlen, eine Vision teilen und an der Mission mitwirken?"
Hierarchien als Stolpersteine?
Nonterah zufolge könne die Kirche für den synodalen Prozess auf Afrikas Kulturschatz zurückgreifen: In einigen Ländern heißt das Konzept Palaver, in anderen Baraza oder Indaba. Bei allen handelt es sich um traditionelle Diskussionsrunden, bei denen jeder angehört und gemeinsam beraten wird. Durch diesen Ansatz könnte man das Diktat von oben, das in Afrikas Kirche immer noch vorherrscht, entschärfen, meint die Expertin. Doch nicht nur innerhalb Afrikas könnten sich Hierarchien als Stolperstein für die Weltsynode erweisen.
So warnte Kurienkardinal Michael Czerny vor "interkulturellen und internationalen Herausforderungen". Tendenziell zögerten afrikanische Akteure bei globalen Treffen, ihre Argumente vorzubringen - im Gegensatz zu anderen Kulturkreisen. Dadurch drohe Afrikas Stimme überhört zu werden. Czerny rief dazu auf, sich nicht länger von Macht und Einfluss anderer einschüchtern zu lassen.
Positiv bewertet er die bisherigen Konsultationen auf dem Kontinent: "Die synodalen Befragungen richteten sich nicht nur an jene, die aktiv am Pfarrleben teilnehmen. Jeder wurde eingeladen, darunter auch die, die nie zur Kirche gingen oder damit aufhörten, und auch alle, die die Hoffnung verloren haben", so der Kanadier.
Kontinentale Synodalversammlung
Einen ersten Test durchläuft das Resultat des Diözesandialogs bei der Kontinentalen Synodalversammlung. Diese soll im März 2023 in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba stattfinden. Zu den Delegierten zählen unter anderem 82 katholische Laien, 22 Jugendliche, 14 Bischöfe, sieben Kardinäle, sechs Ordensleute und drei Gesandte aus Rom. Daneben werden vier Vertreter von anderen Konfessionen erwartet.
Für Afrika ist zudem der Dialog zwischen Religionen und Konfessionen entscheidend: Die Bevölkerung des Kontinents setzt sich zu knapp zwei Drittel aus Christen und einem Drittel Muslimen zusammen. 37 Prozent sind Protestanten, 21 Prozent Katholiken und fünf Prozent orthodoxe Christen. Dabei gehe es beim interreligiösen Dialog nicht darum zu überzeugen, betont der südafrikanische Jesuit Anthony Egan. Es gehe darum, "den Glauben des Gegenübers zu verstehen" und gemeinsam für das Gemeinwohl zu arbeiten.