Der Kölner Kardinal fliege am Donnerstag nach Rom, um sich dort vom verstorbenen und im Petersdom aufgebahrten Papst zu verabschieden, verriet er am Dienstagnachmittag bei einem Studiobesuch der Nachrichtensendung RTL Aktuell. Am Samstag wird er auf dem Petersplatz in Rom an den Trauerfeierlichkeiten und der Beerdigung des Heiligen Vaters teilnehmen.
Nach der Beerdigung am Samstag stehen für Woelki in Rom erste Begegnungen mit den anderen Kardinälen an. Anders als beim Rücktritt von Papst Benedikt sei die Vorbereitungszeit diesmal deutlich kürzer, verriet Woelki im Interview mit Rheinischen Post.
Erste Beratungen
Am Sonntag steht die erste Generalversammlung des Kardinalskollegiums auf dem Programm: Diese Treffen der Kardinäle dienten erst einmal dazu, sich kennenzulernen: "Aber noch wichtiger ist, dass jeder die Möglichkeit bekommt, darzulegen, was seine Sicht auf die Katholische Kirche gegenwärtig ist und welche Herausforderungen er für sie sieht. Aus diesen verschiedenen 'Mosaiksteinchen' erwächst dann so etwas wie eine Vorstellung von dem, wie der nächste Papst sein sollte."
Zum Vorkonklave äußerte sich der Kölner Erzbischof im Gespräch mit der Kölnischen Rundschau. Die Kardinäle träfen sich dann vormittags und nachmittags bis in den Abend hinein in der Synodenaula unter Leitung von Giovanni Battista Kardinal Re: "In diesem Zeitraum sind alle Kardinäle aufgefordert, aus ihrer Perspektive die Lage der Kirche mit ihren lokalen und globalen Herausforderungen zu beschreiben. Ein Lagebild, das sich dann allmählich verdichten wird - auch mit kontroversen Zügen." Eine konkrete Personaldiskussion würde aber in diesen Tagen noch nicht stattfinden, so Woelki.
Das Konklave
15 bis 20 Tage nach dem Tod, also zwischen dem 5. und 10. Mai, beginnt dann mit dem Konklave die Wahl des neuen Papstes. Für Woelki wird es die zweite Teilnahme an einer Papstwahl sein. Bereits 2013 war der gebürtige Kölner damals noch als Erzbischof von Berlin als Kardinal wahlberechtigt und erlebte die Wahl von Franziskus aus nächster Nähe mit.
Von der Deutschen Presseagentur dpa wurde Kardinal Woelki gefragt ob er den mehrfach ausgezeichneten Film "Konklave" aus dem Jahr 2024 gesehen habe und ob der Film der Realität ähnelte, antwortete Woelki: "Ich fühlte mich da gut unterhalten, aber die Realität ist um einiges anders." Am ehesten getroffen sei in dem Film noch die Abgeschiedenheit des Konklaves in der Sixtinischen Kapelle.
Kein Tageslicht
Die Kardinäle wohnten während des Konklaves im Gästehaus Santa Marta, nur wenige Meter vom Petersdom, das gleiche Gästehaus in dem Franziskus sein ganzes Pontifikat über gelebt hat. Eine Kommunikation nach außen sei in dieser Zeit für die Kardinäle komplett untersagt.
Alle Handys werden abgegeben, die Fenster verdunkelt und es seien sogar Störsender angebracht. Es gebe auch keine elektronischen Medien und kein Fernsehen, so Woelki bei RTL Aktuell: "Die Fenster sind versiegelt und die Jalousien vor den Fenstern. Wir haben die Tage auch kein Tageslicht. Wir sind wirklich nur unter uns, damit die Wahl nicht von außen beeinflusst werden kann."
Wie läuft das eigentliche Konklave ab?
Ein Konklave sei eine Art großer Gottesdienst, ein geistgewirktes Ereignis, kein kirchenpolitisches. Darum sei das Erste und das Wichtigste, was ein Kardinal vorab tun kann, das Gebet, so Woelki in der Rheinischen Post: "Es geht nicht darum, einen Papst zu wählen, der jung oder alt, der aus dieser oder jener Region der Erde kommt. Alles muss darauf abzielen, dass wir mit Hilfe des Heiligen Geistes den Kandidaten erkennen, der von Gott her für dieses Amt bestimmt ist."
Kein Papst würde die Kirche neu erfinden. Jeder Papst stehe unter dem Wort Gottes und in der großen Lehrtradition der Kirche. Er stehe auf dem Dienst derer, die vor ihm gewirkt haben und müsse die Einheit der Kirche wahren. Wenn der Erzbischof Rainer Kardinal Woelki an diesem Donnerstag von Köln nach Rom aufbricht, stehen ihm bedeutsame Tage und Wochen bevor. Im Vatikan ist er einer von rund 130 Kirchenmännern, die im Konklave den neuen Papst wählen werden.