Wien gedenkt in diesen Tagen der Wiedereröffnung des im Zweiten Weltkrieg beschädigten Stephansdoms vor 70 Jahren. Für Montagabend (25.4.) ist zum Domweihtag ein Gottesdienst geplant. Der Wiederaufbau des Gotteshauses hatte wenige Monate nach Kriegsende begonnen. Jedes österreichische Bundesland spendete Geld für die Arbeiten. Viele Österreicher, die selbst kaum etwas besaßen, beteiligten sich. Am 27. April 1952 wurde der Stephansdom feierlich wiedereröffnet. Beim Festgottesdienst war eigens Papst Pius XII. via Funk aus dem Vatikan zugeschaltet.
"Das Herz des ganzen Landes"
Der damalige Wiener Erzbischof Kardinal Theodor Innitzer betonte bei den Feierlichkeiten: "Der Stephansdom ist jedem Österreicher ohne Unterschied der Gesinnung teuer. Er ist das Herz des ganzen Landes." Der Dom sei nach der Katastrophe des Krieges zum "Nationalheiligtum" geworden, "in dem die Einheit des Landes in einer schönen Weise zum Ausdruck kommt", so der Erzbischof. Er schloss seine Ansprache mit den Worten: "Wir fürchten uns nicht vor der Zukunft. Mit dem Wiederaufbau des Stephansdoms hat Österreich eine Tat gesetzt. Der Stephansdom ist Symbol für den Willen zur Erhaltung des Abendlandes."
Brand durch Funkenflug
Papst Pius XII. würdigte in deutscher Sprache die "gewaltige Leistung" und wünschte den Österreichern "glücklichere Tage echten Wohlstands in Freiheit und Frieden".
Von den alliierten Bomben war der Dom bis in die letzten Kriegstage verschont geblieben. Doch am 11. April 1945 geriet die Kathedrale durch Funkenflug von benachbarten Häusern in Flammen. Der gesamte Lärchenholzdachstuhl des Langhauses brannte ab. Als das Gewölbe einstürzte, begrub es auch das berühmte gotische Chorgestühl. Am 12. April schließlich zerschellte die 22 Tonnen schwere Pummerin am Kirchenboden. Lediglich der Glockenklöppel blieb erhalten. Der Dom und das Land lagen in Trümmern.