Nigerianischer Priester erobert die Herzen am Niederrhein

"Wir sind alle Kinder Gottes"

Uchenna Aba ist Priester und stammt aus Nigeria. Derzeit ist er im Bistum Münster als Pfarrverwalter von sechs Gemeinden eingesetzt. Über ihn und andere "Gastarbeiter Gottes" berichtete am Dienstagabend eine Dokumentation im ZDF.

Pfr. Dr. Uchenna Aba (privat)
Pfr. Dr. Uchenna Aba / ( privat )

DOMRADIO.DE: Über Sie heißt es in der Dokumentation, dass Sie viele, die sich von der Kirche abgewandt hatten, schon zurückgeholt haben. Was machen Sie denn in der Kirche anders als andere Pfarrer?

Pfr. Dr. Uchenna Aba (Pfarrei St. Martinus, Gocher Land): Genau weiß ich es nicht, aber ich gehe davon aus, dass ich ein anderer Typ bin. Also ich bin gerne unter Menschen und ich versuche auch menschlich zu leben. Ich kenne viele Leute und ich besuche auch diese Leute zu Hause. Ich kenne sie also persönlich und das macht schon etwas aus.

DOMRADIO.DE: Da Sie aus Nigeria stammen, hat das auch etwas mit Musik zu tun?

Aba: Nicht nur mit Musik, aber auch mit Gemeinschaft. In Afrika kann man sich das Leben ohne Gemeinschaft nicht vorstellen. Jetzt zum Beispiel während des Lockdowns, während Corona ist für mich persönlich alles sehr schwierig, weil ich mit den Leuten nicht mehr zusammenkomme, egal ob Senioren im Gottesdienst oder anderswo.

Ich habe immer wieder hier in der Gemeinde betont, dass wir eine Familie sind und so sollten wir uns auch in allem wie eine Gemeinschaft, wie eine Familie, verhalten. Und wir versuchen auch alles menschlich und persönlich zu machen. Ich bin sozusagen ein Diener. Und ein Diener soll sich nicht verhalten wie ein Gott in Frankreich, sondern ein Mensch unter den Menschen. Das hat mir bis jetzt geholfen.

DOMRADIO.DE: Die Gemeinde steht fest an ihrer Seite, diesen Eindruck hat man. Was ist für Sie die ideale Gemeinde?

Aba: Als ich im November 2014 hier hin kam, war alles grau und schwarz, regnerisch und ich kannte niemanden. Da habe ich gedacht: Nein, hier will ich nicht bleiben. Vielleicht gehe ich in ein paar Monaten wieder weg.

Aber innerhalb einer Woche, zwei Wochen, eines Monats hatte ich so viele Leute kennengelernt und sie haben mich so aufgenommen wie einer von ihnen. Das war für mich ein tolles Erlebnis. Seitdem bin ich hier richtig gerne und auch glücklich.

DOMRADIO.DE: Wie ist das passiert, dass Sie dann doch da reingerutscht sind, nachdem Sie zuerst dachten, dass das nichts für Sie ist?

Aba: Erst einmal war die Frage, ob ich mir vorstellen kann, an den Niederrhein zu gehen, nach Goch. Da war dann meine Frage: Wo ist Goch? Ist das in Deutschland? Ja, es war mir alles unbekannt und fremd.

Aber trotzdem bin ich hierher nach Goch gekommen, auch wenn ich hier noch nie war. Wenn wir von Düsseldorf sprechen oder von Köln, kann ich sagen: Da war ich schon mehrmals, vor allem wegen dem Rosenmontag.

DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie die derzeitigen Spannungen in unserer Kirche bei sich vor Ort, in Ihrer Gemeinde?

Aba: Die Situation ist überall gleich. Es gibt Kirchenaustritte und die Ereignisse in der Kirche sind momentan auch nicht schön, muss man ehrlich sagen. Aber die Frage ist: Was machen wir Priester oder die Kirche heutzutage, einen anderen Weg zu finden oder den Menschen ein anderes Gesicht zu zeigen?

Diese Frage hat mich immer wieder beschäftigt und ich frage mich jeden Tag, was ich für die Leute tun oder was ich anders machen kann, damit ich auch den Leuten zeige, dass die Kirche noch für die Menschen da ist und dass die Kirche noch etwas mit Gott zu tun hat. Gott ist doch die Liebe. Das hat mich immer wieder beschäftigt. Ich will so gern diese Liebe, die Liebe Gottes den Leuten schenken.

DOMRADIO.DE: Sie sind Pfarrverwalter von sechs Gemeinden. Empfinden Sie sich da noch als ein "Gastarbeiter Gottes"?

Aba: Ich bin nicht Priester des Bistums Münster. Aber wir sind eine Kirche, egal wo man ist, auch wenn ich nicht im Bistum Münster inkardiniert bin. Das heißt, dass ich hier noch ein Gast bin. Und irgendwann muss ein Gast wieder gehen.

Aber das hat das Bistum Münster noch nicht gesagt. Das heißt, ich bin noch gerne hier. Mein Heimatbischof war vor zwei Jahren hier und sagte mir, dass es in Ordnung ist, wenn mich das Bistum Münster noch braucht. Dann kann ich gerne hier bleiben und meinen Dienst ausüben. Egal wo man ist, wir sind alle Kinder Gottes und der Kirche ist überall nur eine Kirche.

DOMRADIO.DE: Was würde Ihnen am meisten fehlen, wenn Sie eines Tages Goch verlassen?

Aba: Freundschaft, Gemeinschaft. Ich habe immer wieder gesagt, dass jede Gemeinde wie ihr Priester ist. So ist auch die Gemeinde - und die Leute kennen mich, meine Art und Weise, wie ich alles mache, so gut. Wenn ich nicht mehr hier bin, dann würde ich diese Leute vermissen, sehr vermissen. Aber davon ist ja noch nicht die Rede.

Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR
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