Präses Kurschus sieht Corona-Lockerungen skeptisch

"Wir sind eine Gemeinschaft"

Die westfälische Präses Annette Kurschus blickt angesichts steigender Corona-Infektionszahlen skeptisch auf die Aufhebung von Corona-Maßnahmen. Gleichzeitig appellierte sie an die Diskursbereitschaft der Menschen.

Buntes Treiben in der Fußgängerzone / © Sven Hoppe (dpa)
Buntes Treiben in der Fußgängerzone / © Sven Hoppe ( dpa )

Ihr persönlich sei "in größeren Menschenansammlungen immer noch unbehaglich zumute", sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Da bin ich persönlich weiterhin vorsichtig."

Kurschus warb für Toleranz gegenüber Menschen, die trotz Lockerungen weiter vorsichtig bleiben und beispielsweise weiterhin eine Maske tragen oder an Veranstaltungen digital teilnehmen wollen.

Einzelne werden mit der Gefahr leben lernen

Die neue Phase der Pandemie werde sein, "dass wir den Umgang mit dieser Situation stärker den einzelnen Menschen überlassen müssen", sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Da die Viren nicht verschwinden würden, werde es "darauf ankommen, mit dieser latenten Gefahr leben zu lernen". Die Kirche könne mit ihrer Botschaft, die auf Vertrauen und Hoffnung setze, entscheidend beitragen "zu einem zuversichtlichen Leben, das um seine Verletzlichkeit weiß".

Im Diskurs bleiben

Angesichts einer Spaltung der Gesellschaft im Umgang mit der Pandemie sieht es die 58-jährige Theologin als Aufgabe der Kirche, Räume zu schaffen für offene und kontroverse Debatten.

"Unterschiedliche Perspektiven müssen zu Wort kommen können, damit wir im Diskurs bleiben", sagte Kurschus, die seit 2015 dem Rat der EKD angehört und bei der bevorstehenden EKD-Synode in Bremen wieder für das Leitungsgremium kandidiert. "Offensichtlich sind Menschen nicht mehr bereit, miteinander ihre Interessen abzugleichen und nach Kompromissen zu suchen." Wichtiger Auftrag der Kirche sei es, angesichts zunehmender Zersplitterung den Gemeinsinn in der Gesellschaft zu fördern.

Niemand wird ausgeschlossen

Im Blick auf Gottesdienste unter Corona-Bedingungen befürwortet Kurschus die Teilnahme für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G). Selbst Menschen, die nicht geimpft werden könnten oder wollten, könnten sich jederzeit testen lassen.

"Wir sind eine Gemeinschaft, in der es nicht allein um mich geht, sondern auch um die anderen Menschen, die ich gefährden könnte", unterstrich Kurschus. Es werde niemand ausgeschlossen. Wer diese Regelungen nicht akzeptiere, schließe sich selbst aus. 

Annette Kurschus

Annette Kurschus wurde am 14. Februar 1963 in Rotenburg an der Fulda geboren und wuchs im hessischen Obersuhl und in Siegen auf. Die Pfarrerstochter studierte in Bonn, Marburg, Münster und Wuppertal Theologie, bevor sie 1989 als Vikarin nach Siegen-Eiserfeld kam.

Annette Kurschus / © Harald Oppitz (KNA)
Annette Kurschus / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd