Laut Experte Blume sollten Religionen mehr zusammenarbeiten

"Wir stehen alle vor den gleichen Katastrophen"

Die Religionen sollten angesichts der Klimakrise und anderer Umbrüche laut Religionswissenschaftler Michael Blume mehr zusammenarbeiten. So könne "aus all dem Übel auch eine echte Friedensbewegung werden".

Weltreligionen / © 9dream studio (shutterstock)

Angesichts der Klimakrise und anderer Umbrüche plädiert der Religionswissenschaftler Michael Blume für eine religionsübergreifende Zusammenarbeit von Christen und Muslimen. "Wir stehen doch alle vor den gleichen Katastrophen und haben mit den gleichen Ängsten zu kämpfen", sagte der Antisemitismusbeauftragte von Baden-Württemberg den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. Wenn Räte der Religionen in den Städten gemeinsam die Klimakrise thematisierten oder in der Flüchtlingskrise einander beistünden, "dann kann aus all dem Übel auch eine echte Friedensbewegung werden".

"Christentum ist eine Religion des Brückenbaus"

Blume betonte: "Das Christentum ist nun mal eine Religion des Brückenbaus." Die Vernünftigen in allen Religionen hätten jetzt die Chance, einander die Hände zu reichen und sich gemeinsam den Herausforderungen zu stellen. Sie könnten sinnvolle Bildungs- und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche auflegen, gemeinsame Aktionen für den Klima- und Umweltschutz starten oder auf konkrete Verbesserungen bei der Integration von Flüchtlingen hinwirken.

In allen Religionen seien Bruchlinien

Allerdings gibt es laut Blume in allen Religionen Bruchlinien und Menschen, die Bildung und Naturwissenschaften misstrauten, den Dialog mit Andersglaubenden ablehnten und diese als Verschwörer vernichten wollten. So leugneten manche Christen die Gefahren der Klimakrise und der Corona-Pandemie und seien in den Fundamentalismus abgerutscht.

Blume verwies auf Christen, die bei QAnon in den USA oder bei "Querdenken" in Deutschland mitmachten und die Fakten leugneten. Zuletzt hätten auch in der Bundesrepublik Verschwörungsmythen und Antisemitismus massiv zugenommen, gerade im Alpenraum. Angesichts dessen bekundete Blume die Hoffnung, dass sich innerhalb der Religionen "die Vernünftigen, die Friedens- und Dialogbereiten in neuen Allianzen zusammenschließen".

Zusammenarbeit mit Großscheich Ahmad al-Tayyeb

Der Wissenschaftler nannte es "ermutigend", dass Papst Franziskus und der Großscheich der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmad al-Tayyeb, so eng zusammenarbeiteten. Das wäre noch vor 20 Jahren undenkbar gewesen. Blume veröffentlichte mehrere Bücher, zuletzt "Rückzug oder Kreuzzug? Die Krise des Christentums und die Gefahr des Fundamentalismus" (Verlagsgruppe Patmos).


Dr. Michael Blume (Die Arge Lola)
Quelle:
KNA
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