Kardinal Jean-Claude Hollerich, Vorsitzender der EU-Bischofskommission COMECE, hat angesichts der Corona-Krise einen "neuen Egoismus" in Europa kritisiert. "Wir wollen die schreckliche Lage der Migranten nicht sehen", sagte er dem Portal "Vatican News" (Samstag). Die jüngsten Geschehnisse im Mittelmeer vor Malta und Italien seien ein Beleg dafür, so der Luxemburger Erzbischof.
Christliche Wurzeln
Wenn die EU Bootsmigranten nicht rette und zur Rückkehr nach Libyen zwinge, "dann verlieren wir das Herz Europas", sagte Hollerich. "Dann wird das Reden über die christlichen Wurzeln Europas zur Lüge." Denn man könne kein Christ sein, ohne die hilfsbedürftigen Menschen in seinem Herzen zu haben.
"Der Frieden des Herzens ist in Gefahr", betonte der Kardinal. Aber auch politisch befinde sich Europa in einer ernstzunehmenden Krise: "Wenn die Europäische Union schwächer wird - und wir wissen, dass es einen Populismus gibt, der Europa schwächen will - dann ist der Frieden bedroht."