Am Dienstagmittag (Ortszeit) verabschiedete Kronprinz Muhammad bin Zayed Al Nahyan Papst Franziskus auf dem Präsidentenflughafen in der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, Abu Dhabi. Beide hielten sich an den Händen und sprachen mit Hilfe eines Dolmetschers einige Worte, bevor der Papst die Boeing 787-9 der nationalen Fluggesellschaft Ethiad Airways bestieg.
Seit Sonntag war Franziskus als erster Papst der Geschichte auf der Arabischen Halbinsel. Der Besuch stand im Zeichen des interreligiösen Dialogs. In seiner zentralen Rede verurteilte Franziskus am Montag bei einer interreligiösen Konferenz Kriege und forderte Religionsfreiheit sowie Frieden und Brüderlichkeit.
Mit dem Rektor der Kairoer Al-Azhar-Universität, Großimam Ahmad Mohammad Al-Tayyeb, einer der wichtigsten Gelehrten der islamischen Welt, unterzeichnete der Papst eine gemeinsame Erklärung zum Thema "Menschliche Brüderlichkeit". Das Dokument ruft zu Solidarität zwischen allen Menschen und zur Wahrung der Menschenrechte auf, verurteilt Hass und Blutvergießen sowie Gewalt, besonders Terrorismus, der Religion instrumentalisiere.
Gemeinsame Erklärung für Frieden
Das katholische Kirchenoberhaupt und der Rektor der Kairoer Al-Azhar-Universität hatten das Dokument am Dienstagabend unterzeichnet - unter Applaus zum Ende eines zweitägigen interreligiösen Treffens zum Thema "Menschliche Brüderlichkeit" in Abu Dhabi. Das Dokument ruft zur Solidarität zwischen allen Menschen und zur Wahrung der Menschenrechte auf, verurteilt Hass und Blutvergießen sowie Gewalt, besonders Terrorismus, der Religion instrumentalisiere.
Die Rolle der Religionen zur Schaffung von Frieden auf der Welt wird hingegen betont. "Mit diesem Dokument verpflichten wir uns selbst und bitten die Drahtzieher der internationalen Politik und Wirtschaft, sich ernsthaft zur Förderung einer Kultur der Toleranz, des Zusammenlebens und Friedens einzusetzen", heißt es in der Erklärung. Blutvergießen müsse verhindert werden, Konflikte, Kriege und Umweltzerstörung gestoppt.
Franziskus und Al-Tayyeb fordern gleiche Rechte für alle Bürger eines Landes, Religions- sowie Meinungsfreiheit. Besonders erwähnen sie auch den Schutz der Rechte von Kindern und alten Menschen. Zudem müsse auch das Recht von Frauen auf Bildung, Arbeit und Ausübung politischer Ämter anerkannt werden. In ihrer Erklärung verurteilen Papst und Großimam zudem ausdrücklich sexuelle Ausbeutung. Ebenso richten sie sich gegen Individualismus und Materialismus. Sie zeigen sich zudem besorgt über einen Verfall moralischer Werte. "Wir verurteilen sämtliche Praktiken, die das Leben bedrohen, wie Genozid, terroristische Akte, Zwangsvertreibung, Organhandel, Abtreibung, Euthanasie und Politik, die all dies unterstützt", so das Dokument.
Papstbesuch sei Zeichen der Seelsorge
Zum Abschluss seiner Reise feierte Papst Franziskus einen großen Gottesdienst. An der Messe im Zayed-Sportstadion nahmen laut Kirchenangaben mehr als 120.000 Menschen teil, darunter auch etwa 4.000 Muslime. In der Abschlussmesse dankte Franziskus allen Teilnehmern. Er erwähnte chaldäische, koptische, griechisch-katholische, melkitische, lateinische, maronitische, syrisch-katholische, syro-malabarische und syro-malankarische Christen. Franziskus dankte auch dem katholischen Bischof für Südarabien, dem Schweizer Bischof Paul Hinder, für seine Arbeit.
Hinder sprach in seinen Grußworten von einem "historischen Moment". Der Papstbesuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten sei ein Zeichen der Seelsorge für "diese Kirche aus Migranten aller Welt", so der Kapuziner. Er sagte, die Christen auf der Arabischen Halbinsel wollten ihren Glauben dort gemäß dem heiligen Franziskus leben und ihren Glauben ohne Streit bekennen. Deutlichen Applaus gab es, als Bischof Hinder dem Kronprinzen Muhammad bin Zayid und der Regierung für die Ermöglichung des historischen Papstbesuchs in Abu Dhabi dankte. Sie hatten kostenlos das Zayed-Stadion für die Papstmesse zur Verfügung gestellt.
Oasen des Friedens sein
Franziskus bestärkte die Christen der Arabischen Halbinsel im Glauben und im Einsatz für Frieden. Sie sollten in Jesus verwurzelt sein und Gutes tun. In seiner Predigt am Diestagmittag sagte er: "Eure Gemeinschaften sollen Oasen des Friedens sein." Weiterhin sagte er: "Wer hat Recht, Jesus oder die Welt? Um zu verstehen, schauen wir darauf, wie Jesus gelebt hat: Arm an Materiellem und reich an Liebe hat er viele Leben geheilt, aber sein eigenes nicht geschont. Er ist gekommen, um zu dienen, und nicht um bedient zu werden; er hat uns gelehrt, dass nicht der groß ist, der hat, sondern derjenige, der gibt."
Die allermeisten Christen auf der Arabischen Halbinsel sind Gastarbeiter, vor allem aus Indien, Pakistan und den Philippinen. Die Fürbitten der Papstmesse wurden in verschiedenen Sprachen vorgetragen. "Ihr seid ein Chor, der eine Vielfalt von Nationen, Sprachen und Riten umfasst" sagte Franziskus; "eine Verschiedenartigkeit, die der Heilige Geist liebt und immer mehr in Harmonie bringen will, um daraus eine Sinfonie zu machen". Der Papst dankte ihnen für ihren Einsatz; sie alle gäben Zeugnis des Glaubens und bauten die Kirche auf.
In seiner Predigt erinnerte das 82-jährige Kirchenoberhaupt auch an die Begegnung des heiligen Franz von Assisi mit dem ägyptischen Sultan Malik al-Kamil vor genau 800 Jahren. Es gelte, dem Beispiel des Heiligen zu folgen und Streit zu vermeiden. Der Papst versicherte den Gläubigen, dass Gott ihnen auch in schwierigen Zeiten beistehe und mahnte, auch "in der Betrübnis vereint mit Gott zu leben". Er rief die Christen zu "Heiligkeit des alltäglichen Lebens" auf. Dazu verwies er auf die biblischen Seligpreisungen. Sie forderten nicht, "Übermenschliches zu leisten, sondern Jesus im alltäglichen Leben nachzufolgen".
(KNA)