DOMRADIO.DE: Wir bekommen über die Medien mit, was Trump über Kim denkt. Nun hat er gesagt, Kim Jong Un sei ein guter Freund. Beim letzten Mal hat er sogar gesagt, sie hätten sich verliebt. Wissen Sie umgekehrt, was Kim Jong Un über US-Präsident Donald Trump denkt?
Nataly Jung-Hwa Han (Vorstandsvorsitzende des Korea-Verbandes): Darüber wird kaum berichtet. Aber ich denke, Kim Jong Un versucht, das Maximale herauszuholen und die Beziehungen zu den USA, so gut es geht, zu entspannen.
DOMRADIO.DE: Es gibt viele Schlagzeilen über den Wunsch nach nuklearer Abrüstung. Darüber haben beide schon gesprochen. Es gibt auch die Hoffnung auf einen Friedensvertrag. Sind das realistische Hoffnungen?
Jung-Hwa Han: Es geht um den Friedensvertrag zwischen Nordkorea und den USA. Damals zum Ende des Koreakrieges wurde ein Waffenstillstandsvertrag zwischen Nordkorea und den USA abgeschlossen. Das war 1953, und seither gab es keinen Friedensvertrag.
Zwischen Nord- und Südkorea ist bereits eine Art ein Friedensvertrag abgeschlossen. Sowohl mündlich als auch schriftlich haben sie bekräftigt, dass sie Frieden wollen, als sich die beiden Staatsoberhäupter von Nord- und Südkorea zuletzt getroffen haben. Aber zwischen den USA und Nordkorea ist noch kein Vertrag abgeschlossen worden.
DOMRADIO.DE: Wie realistisch ist es denn, dass es zu so etwas kommen könnte?
Jung-Hwa Han: Das wird wahrscheinlich auch nur dann passieren, wenn Nordkorea die Zusage zur nuklearen Abrüstung macht. Im Moment wird von einem "small deal" gesprochen, wenn das Gespräch in Hanoi gut verläuft. Es geht um die wichtigste Anlage in Nordkorea, die abgebaut und geschlossen werden soll, sodass es dann vielleicht auch zu einem Friedensvertrag kommt. Natürlich geht es auch darum, dass die Sanktionen gelockert werden sollen.
DOMRADIO.DE: Die Sanktionen sind ein gutes Stichwort, die betreffen ja hauptsächlich die Zivilbevölkerung in Nordkorea. Kann man denn sagen, ob die Bevölkerung von dem Treffen überhaupt etwas mitbekommt durch die staatlichen Medien oder was sie darüber denkt?
Jung-Hwa Han: In Nordkorea wird anders als früher berichtet, zeitgleich und mit vielen Details darüber, was Kim Jong Un gerade macht. Die Bevölkerung beobachtet stärker in den Medien, was geschieht. Ich denke, dass sich insgesamt alle in Nordkorea dafür interessieren, weil es viele auch betrifft. Wenn wir in Deutschland über so einen langen Zeitraum Sanktionen hätten, würde alles zusammenbrechen. Es ist eigentlich ein Wunder, dass Nordkorea sich überhaupt noch so aufrechterhalten kann trotz der Sanktionen.
Von Menschen oder Organisationen, die in Nordkorea selbst humanitäre Hilfe leisten, habe ich gehört, dass sie sagen, sie können dort nicht mehr aktiv sein, weil es kein Bargeld mehr gibt. Es gibt auch kein Öl und sie können auch nichts bauen, weil sie auch nichts mehr aus China importieren können. Die Lage in Nordkorea ist im Moment sehr schlimm, weil diese Sanktionen schon sehr lange anhalten.
DOMRADIO.DE: Wenn wir über solche internationalen Krisen sprechen, wird gerne auch immer wieder Papst Franziskus als Vermittler ins Gespräch gebracht. Das war so beim Friedensprozess in Kolumbien. Jetzt wird über Venezuela diskutiert, ob der Papst eine Rolle spielen kann. Kim Jong Un hat im vergangenen Jahr den Papst selbst eingeladen, nach Nordkorea zu kommen. Ist das denn realistisch, dass der Papst eine Rolle spielen kann?
Jung-Hwa Han: Sicher, denn der Papst hat auch in Asien und auch in Nordkorea eine Symbolfunktion. Ich denke, wenn der Papst tatsächlich nach Nordkorea kommt, wird das Land zeigen können, dass es sich nicht isolieren will, so wie das immer behauptet wird, sondern Nordkorea möchte ja auch der Weltgemeinschaft angehören. Die nordkoreanische Seite bemüht sich im Moment auch sehr, in allen Bereichen - auch in der internationalen Gemeinschaft - aktiv zu sein.
Das Interview führt Renardo Schlegelmilch.