Benedikt XVI. hat seinen Rücktritt verteidigt und zugleich seine Sorge um den Zustand der Kirche zum Ausdruck gebracht. In zwei Briefen vom November 2017 an Kardinal Walter Brandmüller, über die am Donnerstag die "Bild"-Zeitung und die "New York Times" berichteten, erläutert er ferner, warum er das neue Amt eines "Papstes im Ruhestand" (lateinisch: Papa emeritus) geschaffen hat.
Kritik konservativer Kreise
Die Zeitungen zitieren ausführlich aus dem Briefwechsel, der zunächst nur der "Bild" im Wortlaut vorgelegen hatte. Über die Kritik konservativer Kreise an seinem Rücktritt im Frühjahr 2013 schreibt Benedikt XVI.: "Den tief sitzenden Schmerz, den Ihnen mit vielen anderen das Ende meines Pontifikats zugefügt hat, kann ich sehr wohl verstehen.Aber der Schmerz ist bei manchen - wie mir scheint - auch bei Ihnen zum Zorn geworden, der nun nicht mehr bloß den Rücktritt betrifft, sondern sich immer mehr auch auf meine Person und mein Pontifikat im ganzen ausdehnt. Auf diese Weise wird nun ein Pontifikat selbst entwertet und in die Trauer über die Situation der Kirche von heute eingeschmolzen."
In einem anderen Schreiben an Brandmüller weist Benedikt XVI. dessen Kritik an der Schaffung des Amtes eines "Papa emeritus" zurück. In einem FAZ-Interview vom Oktober hatte Brandmüller gesagt, die Figur eines Papstes im Ruhestand habe es in der Kirchengeschichte bislang nicht gegeben.
Benedikt widerspricht in aller Schärfe
Dem widerspricht Benedikt XVI. in aller Schärfe und schreibt, dass auch die wenigen in früheren Jahrhunderten zurückgetretenen Päpste nach ihrem Rücktritt "emeritierte Päpste" gewesen seien. Weiter schreibt er: "Wenn Sie einen besseren Weg wissen und daher glauben, den von mir gewählten verurteilen zu können, so sagen Sie es mir bitte."
Als einen Grund für seinen Rückzug ins Amt des "Papa emeritus" führt Benedikt XVI. aus, der Rückzug ins Kardinalsamt wäre keine gangbare Option gewesen: "Ich wäre dann der Öffentlichkeit ständig so ausgesetzt gewesen, wie es eben ein Kardinal ist - ja, noch mehr, weil man in mir dann doch den ehemaligen Papst gesehen hätte." Dies hätte "besonders in der aktuellen Situation zu schwierigen Folgen führen können", so das ehemalige Kirchenoberhaupt weiter.
"Keine zwei Päpste"
Auch die Annahme, dass es nun gewissermaßen zwei Päpste gebe, dementiert Benedikt: "Ich habe mit dem Papa emeritus eine Situation zu schaffen versucht, in der ich für die Medien absolut unzugänglich bin und in der völlig klar ist, dass es nur einen Papst gibt."
Zur aktuellen Lage der katholischen Weltkirche, die sich mit Sex- und Missbrauchsskandalen sowie mit theologischen Richtungskämpfen auseinandersetzen muss, äußert sich der frühere Papst nur sehr allgemein. Neben der bei manchen verbreiteten "Trauer über die Situation der Kirche" erwähnt Benedikt XVI. die Bitte, dafür zu beten "dass der Herr seiner Kirche zur Hilfe kommt".
Der Rücktritt des Papstes, der seither weitgehend zurückgezogen in einem ehemaligen Kloster in den vatikanischen Gärten lebt, war zunächst vor allem in konservativen Kirchenkreisen auf Ablehnung gestoßen.
Später hatten Anhänger des heutigen Papstes Franziskus kritisiert, dass Benedikt XVI. sich doch gelegentlich auch in kirchenpolitischen und theologischen Fragen zu Wort meldete - zuletzt mit einem in der Fachwelt viel diskutierten Beitrag über das Verhältnis von katholischer Kirche und Judentum. (KNA)