Trotz offensichtlicher Wahlmanipulationen steht die Mehrheit der Menschen im Kongo nach Einschätzung der katholischen Kirche inzwischen hinter dem neuen Präsidenten Felix Tshisekedi.
Das Volk hoffe, dass sich mit Tshisekedi in dem Land, das von einer kleinen, gierigen Elite kontrolliert werde, etwas zum Positiven verändere, sagte der Generalsekretär der Kongolesischen Bischofskonferenz, Donatien Nshole, der österreichischen Nachrichtenagentur Kathpress am Donnerstag im Interview. Geschehe dies nicht, werde der Unmut wachsen. "Wenn das Volk merkt, dass es betrogen wird, kann etwas passieren", so der Generalsekretär.
Gegen Korruption: Kirche übernimmt staatliche Aufgaben
Viele der 86 Millionen Kongolesen seien in ihrem von korrupten Strukturen geprägten Heimatland schlimmster Armut ausgesetzt. 13 Millionen Menschen litten unter Hunger und Korruption. In vielen Bereichen habe die Kirche die Aufgaben des Staates übernommen. Laut Nshole betreibt sie rund die Hälfte der Bildungseinrichtungen im Kongo und auch 45 Prozent der Gesundheitseinrichtungen. Die Caritas verteile im Auftrag der Regierung auch die staatlichen Lehrergehälter, weil sie als verlässlich gelte, berichtete der Priester.
Bei der Präsidentenwahl vor einem halben Jahr hatte die katholische Kirche 40.000 Wahlbeobachter im ganzen Land im Einsatz. Auf Basis ihrer Berichte geht die Bischofskonferenz davon aus, dass das offizielle Wahlergebnis manipuliert wurde und der neue Präsident eigentlich Martin Fayulu und nicht Felix Tshisekedi heißen müsste.
Die Kirche habe auf diesen Wahlbetrug hingewiesen, erinnerte Nshole, könne aber wenig dagegen machen.