Unicef-Rangliste zur Familienpolitik der OECD-Länder

Wo Familien Vorfahrt haben

Familienfreundlichkeit – kaum eine Kommune, kaum eine Partei, die nicht mit ihr punkten will. Forscher haben untersucht, wie familienfreundlich die Politik der reichen Nationen ist. Deutschland ist auf Rang sechs.

Autor/in:
Christian Michael Hammer
Eine Familie wirft lange Schatten / © Matthias Hiekel (dpa)
Eine Familie wirft lange Schatten / © Matthias Hiekel ( dpa )

Deutschland liegt in puncto familienfreundlicher Politik laut einem Unicef-Ranking auf dem sechsten Rang der Industrieländer. In Schweden sind die politischen Bedingungen für Familien am günstigsten. Auf den weiteren Plätzen der am Donnerstag in Köln veröffentlichten Studie folgen dann Norwegen, Island, Estland und Portugal.

Am wenigsten haben Familien demnach in der Schweiz, Griechenland, Zypern, Großbritannien und Irland von ihren Regierungen zu erwarten.

 

"Wir brauchen Regierungen, die Eltern dabei unterstützen, ein Umfeld für die Pflege von Kleinkindern zu schaffen", mahnte die Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Unicef befürworte mindestens sechs Monate Elternzeit und einen universellen Zugang zu hochwertiger, bezahlbarer Kinderbetreuung von der Geburt bis zur Einschulung.

Die Wissenschaftler stützen sich den Angaben zufolge auf Zahlen von 2016, um den Grad familienfreundlicher Politik in den 41 reichsten Ländern zu vergleichen. Die Kategorien waren die Dauer der Elternzeit bei vollem Gehalt und der Anteil exklusiver Väter-Monate. Ferner betrachteten die Forscher nationale Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren und jene für Mädchen und Jungen von drei bis sechs Jahren.

Bedingungen für Elternzeit in Schweden am besten

In Schweden gibt es laut Bericht 35 Wochen Elternzeit bei vollem Gehalt (Rang 17). Rund elf Wochen seien den Vätern vorbehalten (Rang 4). Rund die Hälfte aller Unterdreijährigen belegten einen Betreuungsplatz (Rang 5). Bei den Kindern zwischen drei und sechs Jahren liege die Betreuungsquote bei etwa 97 Prozent.

In Deutschland verfügten Eltern über 43 Wochen Elternzeit (Rang 12), hieß es. Der Väter-Wochen-Anteil liege bei 5,7 Wochen (Rang 10). Rund ein Drittel der Unterdreijährigen seien regelmäßig in Betreuungseinrichtungen (Rang 13). 92 Prozent aller Drei- bis Sechsjährigen gingen in einen Kindergarten (Rang 12).

Estland bietet Müttern laut Studie mit 85 Wochen den längsten bezahlten Mutterschutz, gefolgt von Ungarn (72 Wochen). Die USA seien das einzige in die Analyse einbezogene Land, in dem es keine nationale Richtlinie für bezahlte Elternzeit gebe.

Positive Entwicklungen in der Bundesrepublik

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hob angesichts der Studie "positive Entwicklungen" in der Bundesrepublik hervor. "Wir setzen mit all unseren Maßnahmen auf Partnerschaftlichkeit, Chancengerechtigkeit und Vereinbarkeit und treffen damit in den Familien offensichtlich einen Nerv." Einerseits brauche es eine individuelle Geldleistung für die Familien und andererseits eine starke institutionelle Förderung.

Der Familienbund der Katholiken sieht trotz des "respektablen" Abscheidens, dass Deutschland unter seinen Möglichkeiten bleibe. "Die großen Defizite auf dem Gebiet der Vereinbarkeit von Familie und Beruf dürften ein besseres Abschneiden Deutschlands bei der Untersuchung verhindert haben", erklärte Familienbund-Präsident Ulrich Hoffmann. Über die auf diesem Gebiet "magere Bilanz" könne auch "ein Brückenteilzeitgesetz nicht hinwegtäuschen".


Quelle:
KNA