Die Arbeitsgemeinschaft von Arbeiterwohlfahrt, Caritas, dem Paritätischen, dem Deutschen Roten Kreuz, der Diakonie und der Jüdischen Gemeinden appellierte an die Landesregierung, Programme wie "Öffentlich geförderte Beschäftigung NRW" auszuweiten und weiterzuentwickeln, etwa durch eine Öffnung auch für private Arbeitgeber. "Das Einschmelzen öffentlich geförderter Beschäftigung ist für die Freie Wohlfahrtspflege der falsche Weg", erklärte der Vorsitzende Andreas Johnsen am Montag in Köln.
Seit 2009 sei die Zahl solcher Maßnahmen von durchschnittlich 66.831 auf zuletzt 28.793 geschrumpft. Zugleich verfestige sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen auf hohem Niveau. Abbruchzahlen bei Förderprogrammen seien vor allem ein Beleg dafür, dass die Ausgestaltung der Programme an der Zielgruppe vorbeigehe, erklärte die Arbeitsgemeinschaft.
Förderaktivitäten sollen allen offenstehen
Die in den vergangenen Jahren stark gesunkene Teilnehmerzahl an Förderprogrammen des Landes und auch des Bundes spiegele keineswegs sinkende Zahlen von Langzeitarbeitslosen wider, mahnte die Freie Wohlfahrtspflege. Knapp 771.000 Menschen seien in NRW auf Hartz IV angewiesen, hieß es. Doch nur weniger als die Hälfte von ihnen - rund 296.000 - tauchten in den offiziellen Statistiken auf.
Der Grund sei, dass Langzeitarbeitslose ihre Arbeitslosigkeit offiziell unterbrechen, sobald sie an einer Arbeitsmaßnahme teilnehmen. Im Anschluss seien sie meist zunächst wieder nur ganz normal arbeitslos und kämen laut Gesetz für öffentlich geförderte Beschäftigung somit nicht infrage. Die Wohlfahrtspflege fordertet eine Änderung dieser Regelung. Solche Förderaktivitäten sollten grundsätzlich allen Menschen mit Hartz-IV-Bezug offenstehen, so die Sozialverbände.
Geförderte Beschäftigung statt Arbeitslosengeld
Lange Arbeitslosigkeit führe zu Armut, Ausgrenzung und Vereinsamung, erklärte der Caritasdirektor im Erzbistum Köln, Frank Johannes Hensel. "Verbunden mit Coaching und beruflicher Qualifizierung ist öffentlich geförderte Beschäftigung ein wirksames Förderinstrument." Gerade für Menschen, die nicht unmittelbar auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden könnten, biete ein geförderter Arbeitsplatz wichtige Chancen, erläuterte auch der Caritasdirektor im Bistum Münster, Heinz-Josef Kessmann.
Geeignete Arbeitsplätze sollten möglichst bei allen Arbeitgebern erschlossen werden. Zur Finanzierung sollte das eingesparte Arbeitslosengeld mit eingesetzt werden.
Aufbau von Sozialunternehmen
Die Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in NRW schlägt einen Aufbau von Sozialunternehmen nach dem Vorbild der Integrationsprojekte für Behinderte vor. Auf diese Weise könnte Beschäftigung für Langzeitarbeitslose mit psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen entstehen, die am konventionellen Arbeitsmarkt kaum Chancen hätten, hieß es.