Youssou N'Dour geht im Senegal in die Politik

Ein Popstar will Präsident werden

Er trat mit Peter Gabriel auf und mit Sting. In Deutschland machte ihn der Song "Seven Seconds" berühmt. Nun verkündete der senegalesische Popstar Youssou N'Dour überraschend seinen Abschied von der Bühne. Der Popsänger will in den Präsidentenpalast einziehen. In gut fünf Wochen sind Wahlen.

Autor/in:
Martina Zimmermann
 (DR)

Die prächtigen Gewänder von senegalesischen Designern, die er auf der Bühne trägt, hat Youssou N"Dour gegen einen eleganten dunklen Anzug eingetauscht. Seit einiger Zeit trägt der 52-Jährige auch eine Brille, die ihm einen intellektuellen Touch verleiht. Der Popstar will in die Politik. Er glaubt an seine Chance bei der Präsidentenwahl am 26. Februar im Senegal. An Selbstbewusstsein fehlt es ihm nicht.



"Die Mehrheit der Senegalesen ist enttäuscht von den professionellen Politikern", sagt N"Dour. "Sie suchen etwas Neues. Ich bin neu. Ich bin die Alternative." Der Sänger kämpfte sich von der Pieke auf zum Erfolg. Er wuchs in der Medina auf, einem Kleine-Leute-Viertel in der Hauptstadt Dakar. Zur Schule ging er nicht lange, riss sogar von zu Hause aus, weil sein Vater nicht wollte, dass er Musik macht.



Erfolgreicher Unternehmer

Inzwischen ist er etabliert, trat mit Peter Gabriel und Sting auf. Wurde mit dem Song "Seven Seconds" zusammen mit Neneh Cherry berühmt. Die "New York Times" kürte N"Dour zu einer "der größten Stimmen der Welt". Dabei bleibt er seinen Wurzeln treu, singt Texte von Bob Dylan auf Wolof, der wichtigsten Sprache des Senegal. Und eigene Texte. N"Dour schrieb viele engagierte Songs. Sein Mbalax-Musikstil wurde zur beliebtesten Musik seiner Heimat.



Als er in den 80er Jahren international Erfolg hatte, baute er in Dakar ein Aufnahmestudio. Heute gehört ihm auch eine Produktionsfirma, in der er junge Talente vermarktet. Der erfolgreiche Unternehmer besitzt auch ein Medienimperium, zu dem die meistgelesene Tageszeitung sowie eine beliebte Radio- und Fernsehstation gehören. "Meine Medien haben einen guten Ruf. Es gibt uns seit acht Jahren, wir sind Nummer eins und wir waren immer unparteiisch." Er habe sich nie in die Arbeit der professionellen Journalisten eingemischt, und das soll auch im bevorstehenden Wahlkampf so bleiben. Mit der Bank Birima vergibt der Sänger seit 2007 Mikrokredite zwischen 75 und 3.500 Euro.



Eine der Kundinnen ist Khady Diouf, die Fisch auf dem Markt von "Parcelles assainies", einem Vorort von Dakar, verkauft. "Dank Youssou N"Dour bekommen wir Geld, und je mehr Geld wir haben, desto mehr haben wir zu essen." Die anderen Marktfrauen pflichten bei. Geht es nach ihnen, wird der Sänger Präsident: "Die Zeiten sind hart, Youssou N"Dour soll das Ruder übernehmen, er kann uns helfen."



Prognose? Schwer möglich!

Der Senegal in Westafrika galt als ein Vorbild in Sachen Stabilität und Demokratie in Afrika, doch seit Monaten gehen immer mehr Menschen auf die Straße. Sie haben genug von Machtmissbrauch, Korruption, ständigen Stromausfällen und steigenden Lebensmittelpreisen. Und von Präsident Abdoulaye Wade. Obwohl die Verfassung ursprünglich nur zwei Mandate vorsieht, will der 86-Jährige ein drittes Mal kandidieren.



Youssou N"Dour kritisiert die Ausgaben des derzeitigen Präsidenten, der in Dakar für 20 Millionen Euro eine "Statue der afrikanischen Renaissance" bauen ließ. Der Sänger will die Kosten des Staatsapparates, auf dessen Kosten seiner Ansicht nach Politiker ein luxuriöses Leben führten, drastisch senken: "Das Geld, das wir da sparen, können wir in Projekte stecken, die den jungen Leuten Arbeit geben in ihren Vierteln."



In Dakar drehen sich die meisten Gespräche um die bevorstehende Wahl. Kritiker werfen N"Dour mangelnde politische Erfahrung vor oder auch, dass er nicht lange in die Schule gegangen ist. Als Sänger gehört er zudem zu einer niedrigen Kaste. "Wir wünschen ihm viel Glück, im Singen ist er der Beste, aber das Präsidentenamt soll er anderen überlassen, die das können", meint die Geschäftsfrau Mimi Fonseca.



Wie gut die Chancen von Youssou N"Dour stehen, ist schwer zu sagen. Meinungsumfragen sind im Senegal verboten, die Lage ist gespannt. Es werden Demonstrationen und Proteste erwartet, sollte der Verfassungsrat Ende Januar die erneute Kandidatur von Wade erlauben. Youssou N"Dour hat erreicht, dass sich die Welt für diese Wahl im Senegal interessiert. Er appelliert an alle Regierungschefs der Welt, den senegalesischen Präsidenten von einem weiteren Mandat abzuhalten: "Sie können helfen, einen Konflikt in Senegal zu vermeiden."