Zahl der Fälle von Kirchenasyl steigt 2024 weiter

Deutliche Zunahme in den letzten Jahren

Die Zahl der Fälle von Kirchenasyl in Deutschland hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg verzeichnete für das vergangene Jahr 2.386 Fälle von Kirchenasyl.

Mohammad, Flüchtling mit Aufenthaltsgenehmigung, steht am im Vorraum einer Kirche in Bonn. Die Kirchengemeinde hatte ihm Kirchenasyl gewährt. / © Harald Oppitz (KNA)
Mohammad, Flüchtling mit Aufenthaltsgenehmigung, steht am im Vorraum einer Kirche in Bonn. Die Kirchengemeinde hatte ihm Kirchenasyl gewährt. / © Harald Oppitz ( (Link ist extern)KNA )

Im Jahr 2023 waren es 2.065 Fälle. Dies teilte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) auf Anfrage mit. Bereits seit mehreren Jahren steigt die Zahl der Fälle von Kirchenasyl (2020: 335, 2021: 822, 2022: 1.243). Im Schnitt gingen beim Bamf im Jahr 2024 demnach pro Monat 199 Meldungen ein. 2023 waren es noch 172 Fälle pro Monat. 

Zuletzt handelte es sich fast ausschließlich um sogenannte Dublin-Fälle (98 Prozent). Das bedeutet, es wäre eigentlich ein anderes EU-Land für den Asylantrag zuständig. Nur 39 Fälle hatten keinen Dublin-Bezug. Die eigentlich zuständigen Mitgliedstaaten waren den Angaben zufolge vor allem Bulgarien (674 Fälle), Kroatien (458) und Rumänien (243). 

Kirchenasyl nicht gesetzlich geregelt

Für das Kirchenasyl haben Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchen und das Bamf 2015 eine Vereinbarung getroffen. Es sieht vor, dass in besonderen Härtefällen der Asylantrag eines Menschen erneut geprüft wird. Die Kirchen legen dem Bamf dazu ein Dossier vor, das den Härtefall ausführlich begründet. Das Kirchenasyl ist aber nicht in den geltenden deutschen Gesetzen geregelt. 2024 wurden 1.840 Dossiers für ein Kirchenasyl beim Bamf eingereicht.

In nur einem Fall erkannte die Behörde demnach eine außergewöhnliche Härte an. Die Betroffenen verlassen das Kirchenasyl nach einem ablehnenden Bescheid aber meist nicht. 2023 hätten Betroffene nur in einem Prozent der Fälle das Kirchenasyl verlassen, 2024 in keinem der Fälle.

Kirchenasyl

Beim sogenannten Kirchenasyl nehmen Gemeinden oder Ordensgemeinschaften vorübergehend Asylbewerber auf, um eine Abschiebung abzuwenden, weil diese für den Flüchtling eine Bedrohung an Leib und Leben darstellt. Schon aus dem vierten Jahrhundert ist bekannt, dass Flüchtlinge in Kirchen Schutz suchten.

Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz ( (Link ist extern)KNA )