Die katholischen Laien in Deutschland fordern die Bischöfe auf, das Reformprojekt Synodaler Weg auch gegen alle Stoppsignale aus Rom fortzusetzen. "Die katholische Kirche in Deutschland hat keine zweite Chance, wenn sie jetzt den Synodalen Weg stoppt", warnte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, am Sonntag.
Sie sei irritiert darüber, dass Rom die Deutsche Bischofskonferenz "quasi per Eilpost" gebeten habe, bei ihrer Frühjahrsvollversammlung in der kommenden Woche in Augsburg nicht über die Satzung des Synodalen Ausschusses abzustimmen und zunächst Gespräche in Rom abzuwarten: "Das bedeutet eine weitere Verzögerung der dringend notwendigen Reformen in der Kirche.» Das ZdK erwarte, dass der Synodale Ausschuss «bei seiner nächsten Sitzung im Juni voll arbeitsfähig ist".
Widerspruch aus Rom
Es sei ein Widerspruch, wenn Rom synodale Prozesse fördere - etwa durch die Weltsynode - dann aber den deutschen Reformweg "mit einem Stoppschild versieht", fügte ZdK-Vizepräsident Thomas Söding hinzu: "Ich gehe davon aus, dass die deutschen Bischöfe verlässlich zu ihren eigenen Beschlüssen stehen. Wir erwarten eine zeitnahe Entscheidung, die Ratifizierung der Satzung und die konstruktive Weiterarbeit auf dem Synodalen Weg. Im Gespräch mit Rom werden die deutschen Bischöfe die Dringlichkeit der Weiterarbeit deutlich machen müssen."
Das ZdK wies auch darauf hin, dass es die Bischöfe gewesen seien, die 2019 angesichts der Vertrauenskrise der Kirche die Laien gebeten hatten, mit ihnen den Synodalen Weg zu starten. Außerdem hätten die Bischöfe auch mit der nötigen Zweidrittelmehrheit der Einrichtung eines Synodalen Ausschusses zugestimmt.
Skepsis gegenüber des Reformweges
"Wir erwarten von Rom, dass es das gute Miteinander der deutschen Bischöfe mit der Vertretung der Laien nicht unterminiert, sondern wertschätzt und als Ressource wahrnimmt", ergänzte Stetter-Karp.
In einem am Samstagabend bekanntgewordenen Brief hatte der Vatikan erneut seine Skepsis gegenüber dem Reformweg der Kirche in Deutschland bekräftigt. Die Bischofskonferenz kam deshalb der Bitte nach und nahm die geplante Abstimmung über die Satzung des Synodalen Ausschusse von der Tagesordnung ihrer Vollversammlung.
Nicht befugt ein gemeinsames Leitungsorgan einzurichten
Der Vatikan hatte in den vergangenen Jahren schon mehrfach erklärt, die Kirche in Deutschland sei nicht befugt, ein gemeinsames Leitungsorgan von Laien und Klerikern einzurichten. Dies aber sieht der Synodaler Weg vor. Der im November konstituierte Synodale Ausschuss soll die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten. In diesem Gremium wollen Bischöfe und katholische Laien ihre Beratungen über die Themen Macht, Rolle der Frau, Sexualmoral und priesterliche Lebensform fortsetzen und gemeinsam entscheiden.
Vier deutsche Ortsbischöfe hatten sich gegen eine Mitarbeit im Ausschuss und gegen eine Finanzierung des Projekts über den Verband der Diözesen Deutschlands ausgesprochen. Die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) verwiesen auf Vorbehalte aus dem Vatikan. Nach Ansicht der vier Bischöfe läuft bereits die Einrichtung eines vorbereitenden Synodalen Ausschusses den Weisungen von Papst Franziskus zuwider.