Der päpstliche Ökumene-Minister, Kurienkardinal Walter Kasper, sagte in einem ökumenischen Vespergottesdienst, die Spaltung der Kirchen sei eine Sünde und ein Skandal. Die Gemeinsame Erklärung habe jedoch einen Schlussstrich unter einen fast 500 Jahre währenden Konflikt gezogen. Inzwischen seien sogar weitere Fortschritte erzielt worden. Mit Nachdruck wandte sich der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates gegen das «Gejammere über vermeintlichen Stillstand in der Ökumene und die elende Miesmacherei, die spießig nur sieht, was alles noch nicht erreicht ist».
In einem bewegenden Schlusswort nach einer Reihe theologischer Vorträge hatte sich zuvor der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Pfarrer Ishmael Noko, bei den Mennoniten für historisches Unrecht entschuldigt, das diese durch die Verfolgung seitens der Lutheraner erlitten hätten. Weil Gott Vergebung geschenkt habe, müssten die Christen nun auch einander vergeben und ihren Beziehungen neue Qualität verleihen, sagte Noko im Gottesdienst.
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann forderte dazu auf, die Rechtfertigungserklärung zu einem neuen Aufbruchssignal werden zu lassen. Sie sei zum Teil folgenlos geblieben, weil man sie nicht weiter vertieft habe. Gleichwohl sei das Dokument eine unhintergehbare Grundlage dafür, die verbleibenden theologischen Probleme zu klären.
Zehnter Jahrestag der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre
Aufbruchsignal für die Ökumene
Dankbarkeit und Aufbruchstimmung haben am Freitag und Samstag die Feiern zum zehnten Jahrestag der Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" in Augsburg geprägt. Spitzenvertreter der katholischen, lutherischen und methodistischen Kirche würdigten das Dokument als Meilenstein auf dem Weg zur Einheit der Christen, auch wenn dieser Weg noch steinig sei. An den Feierlichkeiten nahmen auch orthodoxe Würdenträger teil.
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