Erster Frauen-Predigttag in Oldenburger Gemeinden

"Zeigen, was schon möglich ist"

Die Katholische Frauengemeinschaft Oldenburg plant einen Frauen-Predigttag, "um sichtbar zu machen, wo Frauen jetzt schon Kirche aktiv mitgestalten", sagt Verbandsreferentin Mechtild Pille. Zudem sei es auch eine neue Form des Protests.

Die Kanzel: Häufig der Ort für die Predigt / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Die Kanzel: Häufig der Ort für die Predigt / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

DOMRADIO.DE: Frauen-Predigttag klingt nach einer großen Sache. Man könnte denken: Frauen leiten den kompletten Gottesdienst. Ist das so?

Mechtild Pille (Verbandsreferentin der Katholischen Frauengemeinschaft / kfd Oldenburg): Das nicht. In den Eucharistiefeiern leitet natürlich ein Priester den Gottesdienst. Aber die Verkündigung ist ja eine Sache, die auch viele Frauen jetzt schon tun. Und das wollten wir einfach sichtbar machen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, es wird passieren, dass Frauen auch die Statio (Anm. der Red: die Einführung) halten, aber nicht das Evangelium auslegen.

Pille: Sie legen schon das Evangelium aus, aber in einer Form von Dialogpredigt oder auch in der Form eines Glaubenszeugnisses. Von daher sind wir auch ganz froh, dass gerade am dritten Fastensonntag das Evangelium von der Frau am Jakobsbrunnen handelt. Das haben wir ganz bewusst ausgesucht. Wir sind immer dankbar, dass in der Leseordnung hin und wieder dann doch ein Text vorkommt und auch vorgesehen ist, in dem von Frauen die Rede ist. Das aufzugreifen, ist einfach etwas Schönes.

DOMRADIO.DE: Dass Pastoralreferentinnen oder auch geistliche Verbandsleiterinnen in Gottesdiensten Glaubenszeugnisse ablegen, ist ja nicht neu.

Pille: Nein, das ist nichts Neues. In Gottesdiensten ja sowieso nicht. In Eucharistiefeiern ist das immer noch einmal ein besonderer Teil. Dann wird es ja auch meistens als Statio gehalten. Das Neue daran ist, dass wir es einfach sichtbar machen wollen - für den ganzen Landesverband Oldenburg, wo Frauen an vielen Stellen Kirche aktiv mitgestalten und auch in der Verkündigung tätig sind.

DOMRADIO.DE: Wie viele Gemeinden machen da mit?

Pille: Von den vierzig Pfarreien hier im Oldenburger Land sind zehn Pfarreien beteiligt - Pfarreien heißt auch, Zusammenschlüsse von Gemeindeteilen. So gibt es zum Beispiel in Steinfeld-Holdorf die Pfarrei St. Johannes Baptist. Dort gibt es vier Kirchen. Dort wird in sechs Gottesdiensten diese Dialogpredigt von kfd-Frauen gehalten.

DOMRADIO.DE: Was sind das denn für Frauen, die dann die Dialog-Predigten halten?

Pille: Wir haben zum großen Teil geistliche Verbandsleiterinnen, die im Vorstand der Katholischen Frauengemeinschaft mitarbeiten und dort die Aufgabe übernommen haben, wachzuhalten, woran wir glauben. Diese Frauen stehen dann auch Gottesdiensten vor. Die werden auch die Dialog-Predigten halten.

DOMRADIO.DE: Sie möchten gern mit diesem Frauenpredigttag auch den Beginn des Reformdialoges des Synodalen Weges begleiten. Was erhoffen Sie sich?

Pille: Uns ist es ganz wichtig, diesen Synodalen Weg zu begleiten, der ja in erster Linie ein Gesprächsprozess ist. Es geht darum, Themen, die uns Frauen unter den Nägeln brennen, eine größere Chance zu geben, mehr Gewicht hinein zu legen. Das ist uns Frauen in der Katholischen Frauengemeinschaft sehr wichtig, da immer wieder den Fokus draufzusetzen.

DOMRADIO.DE: Es gibt ja Demonstrationen oder Proteste in verschiedenen Formen. Ist dieser Frauen-Predigttag jetzt auch eine neue Form des Protestes?

Pille: Ja. In dem Sinne, dass wir einfach zeigen wollen, was schon geht und was schon möglich ist - wo auch Freiräume sind, die auch wir Frauen schon gestalten. Wir wollen Mut machen, das zu tun, was jetzt schon möglich ist. Damit andere Dinge dann vielleicht irgendwann auch möglich werden.

DOMRADIO.DE: Ist es ein bisschen wie Grenzen austesten?

Pille: Ja, ich denke, Grenzen, die das Kirchenrecht vorgibt, sehen wir vielleicht zuerst. Aber auch die Freiräume kreativ zu besetzen, war immer schon der kfd zu eigen. Und die kfd gibt sich Mühe, sich dafür einzusetzen, dass Frauen auch einen Frauenort in der Kirche haben.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn bisher schon Reaktionen auf Ihre geplante Aktion am 15. März?

Pille: Ich habe bisher nur Reaktionen von den Frauen, die sich beteiligen, die mit großer Freude gesagt haben: Da machen wir gerne mit. Die andere Öffentlichkeitsarbeit startet ja jetzt erst.

DOMRADIO.DE: Mit was für Reaktionen rechnen Sie denn?

Pille: Ich glaube, dass wir Frauen in der Kirche an vielen Stellen eine große Wertschätzung erfahren und auch wohlwollend angenommen werden, obwohl es ja auch immer das andere gibt. Wir wollen uns da nicht entmutigen lassen und einfach positiv noch einmal Gesicht zeigen. Wir wollen zeigen, dass wir Frauen da einen Platz haben und dass uns dieser Platz auch eingeräumt wird.

DOMRADIO.DE: Das ist jetzt eine Aktion von Ihrem kfd-Landesverband in Oldenburg. Würden Sie sich wünschen, dass andere noch hinterher ziehen?

Pille: Wir haben das für ganz Niedersachsen schon mal angesprochen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich demnächst flächendeckend auch die anderen Diözesan-Verbände wie Hildesheim, Osnabrück, Hamburg anschließen. Sodass wir sagen können: Spätestens beim zweiten Frauen-Predigttag ist ganz Norddeutschland mit dabei. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt.


Quelle:
DR