Zeitumstellung weiter unbeliebt

Ärztin rät Familien zur langsamen Umgewöhnung

Ein Ende der Zeitumstellungen lässt weiter auf sich warten. EU-Kommission und die europäischen Staaten haben sich noch nicht auf eine Lösung verständigt. Es bleibt vorerst alles beim Alten.

Autor/in:
Christoph Arens
Symbolbild Zeitumstellung / © New Africa (shutterstock)
Symbolbild Zeitumstellung / © New Africa ( shutterstock )

Energiesparen ist angesagt – auf Teufel komm raus. Seltsam nur, dass das Thema in der Debatte um die Zeitumstellung von Sommer- zur Winterzeit keine Rolle mehr spielt. Dabei war der Zwang, Energie einzusparen, während der beiden Weltkriege, aber auch während der Ölkrise in den siebziger Jahren einer der wichtigsten Gründe, an der Uhr zu drehen.

Zeitumstellung auf Winterzeit

Trotz anhaltender Kritik bleibt es dabei: Millionen von Armband-, Bahnhofs- und Kirchturmuhren in ganz Europa müssen sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf Winterzeit umstellen – und die Menschen dazu. Die Zeiger werden am Sonntag um drei Uhr in der Nacht um eine Stunde zurückgestellt. Der Sonntag hat 25 Stunden.

Eigentlich sollte es die ungeliebten Zeitumstellungen gar nicht mehr geben. So hatten es EU-Kommission 2019 und das EU-Parlament 2020 beschlossen und den Mitgliedsstaaten die Entscheidung überlassen, ob sie das ganze Jahr über Sommer- oder Winterzeit anwenden wollen. Ein vermeintlich bürgernaher Plan. Der aber im Dickicht der Politik untergeht. Kommission, Parlament und Ministerrat schieben sich dafür gegenseitig die Verantwortung zu. Die Mitgliedsstaaten können sich - schon aus geografischen Gründen - nicht darauf verständigen, ob künftig ganzjährig die Sommer- oder die Winterzeit gelten soll. Befürchtet wird deshalb ein Flickenteppich ganz unterschiedlicher Zeitzonen in Europa.

Unbeliebt in Deutschland

Besonders in Deutschland scheint die Zeitumstellung unbeliebt zu sein. 77 Prozent halten sie für überflüssig und wollen sie abschaffen, ergab eine am Montag veröffentlichte Umfrage für die DAK-Gesundheit. Nur 20 Prozent halten die Zeitumstellung weiterhin für eine gute Idee. Besonders niedrig ist die Zustimmung mit 10 Prozent im Osten der Republik. In Baden-Württemberg liegt der Zustimmungswert mit 28 Prozent an der bundesweiten Spitze.

Unzufrieden mit der Zeitumstellung sind die Bürger vor allem aus gesundheitlichen Gründen. Fast jeder Dritte (32 Prozent) hatte deshalb schon einmal körperliche oder psychische Probleme, wie die DAK-Umfrage ergab. Ein Höchstwert der vergangenen zehn Jahre.

Frauen leiden den Angaben zufolge mit 40 Prozent fast doppelt so häufig unter Gesundheitsproblemen im Zuge der Zeitumstellung wie Männer (23 Prozent). Mehr als drei Viertel derjenigen, die schon einmal Probleme hatten, fühlen sich schlapp und müde (81 Prozent). An zweiter Stelle stehen mit 69 Prozent Einschlafprobleme und Schlafstörungen. 41 Prozent können sich nach der Zeitumstellung schlechter konzentrieren; fast ein Drittel (30 Prozent) fühlt sich gereizt.

Zeitumstellung und die innere Uhr

Dass die Zeitumstellung für körperliches Unbehagen sorgt, hat nach Erkenntnissen von Isabell Winkler, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Psychologie der TU Chemnitz, mit der inneren Uhr jedes Menschen zu tun, die durch Tageslicht gesteuert wird. Die Zeit-Forscherin sieht das aber nicht als riesiges Problem. "Eine Stunde pro halbes Jahr macht da nicht viel aus. Wir können auch eine Zeitverschiebung um mehrere Stunden bei Interkontinentalflügen überstehen", sagt sie. Schichtarbeiter seien viel schwerer belastet.

Die Krankenkasse pronova BKK wies am Mittwoch darauf hin, dass der menschliche Organismus durchaus acht Tagen benötige, um sich umzugewöhnen. Da sich dieses Jahr in vielen Bundesländern mit dem Reformationstag und Allerheiligen noch Feiertage an das Zeitumstellungs-Wochenende anschließen, sollte der Wochenstart aber gut gelingen, sagte die Beratungsärztin Imke Schmitz-Losem.

Ärztin rät zur schrittweisen Umstellung in Familien

Damit die Umstellung leichter wird, rät die Ärztin, gerade für Familien mit kleinen Kindern könne es sinnvoll sein, die Zeitumstellung bewusst zu planen. "In der Woche davor kann man beispielsweise anfangen, die Kinder sukzessive jeden Abend 10 Minuten später ins Bett zu bringen und den Tag dann entsprechend auch etwas später zu beginnen."

Kinder, die alt genug sind, sollten den Mechanismus der Sommer- und Winterzeit erklärt bekommen. "Dann gehen sie auch bereitwilliger früher ins Bett." Geräte wie Smartphones, Tablets, Fernseher oder Computer sollten ein paar Stunden vor dem Schlafengehen gemieden werden. Sie strahlen blaues Licht aus, das das Gehirn aktiviert und das Einschlafen beeinträchtigen kann.

Umfrage: Zeitumstellung sorgt für gesundheitliche Probleme

Fast jeder Dritte in Deutschland (32 Prozent) hatte nach einer Zeitumstellung schon einmal körperliche oder psychische Probleme. Das geht aus einer aktuellen Forsa-Umfrage hervor, die die DAK-Gesundheit am Montag in Hamburg veröffentlichte. Der Wert liegt demnach auf dem Höchststand der vergangenen zehn Jahre. 2013 hatten nur 25 Prozent der Bevölkerung über Probleme geklagt. 77 Prozent der bundesweit rund 1.000 Befragten sind der Meinung, die Zeitumstellung sei überflüssig und solle abgeschafft werden.

Symbolbild Zeitumstellung / © Jane Barlow (dpa)
Symbolbild Zeitumstellung / © Jane Barlow ( dpa )
Quelle:
KNA