Papst Franziskus hat sich gegen eine generelle Zulassung von verheirateten Männern zum Priesteramt ausgesprochen, hält aber eine Diskussion über Sonderlösungen für nötig.
Die priesterliche Ehelosigkeit sei ein "Geschenk für die Kirche". Er sei "nicht damit einverstanden, einen optionalen Zölibat zu erlauben", sagte er auf dem Rückweg von Panama vor mitreisenden Journalisten. Als "interessanten" und diskutablen Vorschlag bezeichnete er hingegen, angesichts besonderer seelsorglicher Erfordernisse verheirateten Männern priesterliche Aufgaben in eingeschränkter Form zu übertragen.
Eine solche Lösung wäre für Situationen des Priestermangels erwägenswert, sagte Franziskus. Er selbst habe allerdings noch nicht ausreichend darüber nachgedacht und gebetet. Theologen müssten die Frage weiter erörtern, so der Papst.
Im Oktober tritt im Vatikan eine Bischofssynode über die Region Amazonien zusammen. Dabei wird es erwartungsgemäß auch um die Frage der pastoralen Versorgung in dem riesigen und schwer zugänglichen Gebiet gehen.
Papst warnt vor zu hohen Erwartungen an Kinderschutzgipfel
Weiter hat der Papst Franziskus zu hohe Erwartungen an das Bischofstreffen zum Missbrauchsskandal im Februar gedämpft. Man müsse "die Erwartungen herunterfahren", sagte er. Die Vertreter der Bischofskonferenzen weltweit müssten sich zunächst alle des "Dramas" sexuellen Missbrauchs bewusst werden.
Weiter müsse man den Bistumsleitern die nötigen Prozeduren vermitteln. "Manchmal weiß ein Bischof nicht, was er tun soll", so Franziskus. Die Verfahrenswege auf allen Ebenen müssten klar sein.
Einige Bischöfe hätten das Problem noch "nicht gut verstanden". Das Treffen im Vatikan werde Gebete und eine Bußliturgie beinhalten, aber auch "Erlebnisberichte, um ein Bewusstsein zu erzeugen".
Bei sexuellem Missbrauch handele es sich um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, betonte der Papst. Er nannte es "furchtbar", dass nur ein kleiner Prozentsatz der Missbrauchsfälle strafrechtlich verfolgt und verurteilt werde. Das Problem müsse auch in der Gesellschaft und den Familien gelöst werden, wo es den Wunsch gebe, "alles zuzudecken".
Papst für "objektive" Sexualerziehung in der Schule
Zudem hat sich Papst Franziskus für Sexualkunde im Schulunterricht ausgesprochen. Sexualität sei "eine Gabe Gottes", sagte er. Sexualerziehung müsse "objektiv" erfolgen und dürfe nicht zu einer "ideologischen Kolonisation" missbraucht werden.
Erziehung müsse "aus dem Menschen das Beste herausholen und ihn auf dem Weg begleiten".
Sexualerziehung solle idealerweise in der Familie durch die Eltern stattfinden, so das Kirchenoberhaupt. Da dies teils aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich sei, müsse die Schule einspringen.
Hintergrund der Frage an den Papst war eine aktuelle Statistik zu Schwangerschaften im Jugendalter in Zentralamerika. Den Zahlen zufolge wurden im Vier-Millionen-Einwohner-Land Panama im vergangenen Jahr 10.440 minderjährige Schwangere registriert. Zum Vergleich: Unter den mehr als 80 Millionen Einwohnern Deutschlands wurden pro Jahr zuletzt rund 4.000 Babys von Minderjährigen geboren.
Papst rät Frauen zu "Versöhnung" mit ihrem abgetriebenen Kind
Papst Franziskus hat Frauen, die abgetrieben haben, zu einer Aussöhnung mit ihrem ungeborenen Kind geraten: "Dein Kind ist im Himmel; sprich mit ihm, sing ihm das Wiegenlied, das du ihm nicht singen konntest." Darin liege ein "Weg der Versöhnung", sagte er weiter. Auch nach der Verfehlung eines Schwangerschaftsabbruchs gebe es Vergebung. "Gott vergibt immer", so der Papst. Im Fall einer Abtreibung sei es aber eine "schwierige Vergebung", die "durchgearbeitet" werden müsse.
Beim Kreuzweg des Weltjugendtags in Panama war auch Abtreibung ein Thema. Eine Meditation sprach drastisch von dem "Bauch der Mütter, aus denen man unschuldiges Leben herausreißt". Der Leib dieser Frauen sei "ein Grab, das zum Himmel schreit".
Auf die Frage, ob diese Aussage den betreffenden Frauen gerecht werde und der Barmherzigkeit entspreche, antwortete der Papst, die Botschaft der Barmherzigkeit gelte "für alle, auch für die menschliche Person im embryonalen Zustand". Das Problem sei nicht die Vergebung, sondern "eine Frau zu begleiten, die sich bewusst geworden ist, abgetrieben zu haben". Um das "Drama der Abtreibung" zu verstehen, müsse man im Beichtstuhl sein.
In dem Zusammenhang erinnerte Franziskus daran, dass er Priestern die Möglichkeit gegeben hatte, im Fall von Abtreibungen die Lossprechung zu erteilen. Diese Regelung verfügte er 2015 mit Blick auf das "Jahr der Barmherzigkeit" 2016. Die Lossprechung von der schweren Schuld eines Schwangerschaftsabbruchs war bis dato in den meisten Ländern nur in wenigen Kirchen und durch bestimmte Beichtväter möglich.