Weltjugendtag geht mit einem spirituellen Festival zu Ende

Feiern und beten in Panama

Hunderttausende junge Katholiken versammelten sich zum Abschluss des Weltjugendtags mit Papst Franziskus zu einer Gebetsfeier mit eingängigen Gesängen. In den Tagen zuvor wurden auch andere Töne laut.

Tausende von Pilgern feiern mit Papst Franziskus die Vigil / © Alessandra Tarantino (dpa)
Tausende von Pilgern feiern mit Papst Franziskus die Vigil / © Alessandra Tarantino ( dpa )

Mit einer stimmungsvollen Abendfeier hat der Weltjugendtag seinen Abschluss erreicht. Das geistliche Programm mit Musik und farbenprächtigen Choreografien fand im Osten der Metropole längs der Panamericana statt. Die legendäre Fernstraße verbindet Nord und Süd, die reiche und die arme Welt; auf der trockenen Grasfläche lagerte die Generation, auf denen die Hoffnung der Kirche ruht, und in Kürze soll das Gelände städtebaulich der wachsenden Finanzmetropole einverleibt werden. Das fromme Festival stand auf unterschiedliche Weise für die Zukunft Panamas.

Metro geriet an den Rand des Kollaps

Ein großes Fest in einem kleinen Land: Als Panama mit seinen gerade einmal vier Millionen Einwohnern den Zuschlag für den Weltjugendtag 2019 erhielt, fürchteten manche einen Flop, andere Chaos. Am Ende hat es geklappt. Der Flughafen wurde halbwegs fertig, die Pilger kamen, 19.500 freiwillige Helfer entfalteten überbordende Hilfsbereitschaft.

Manche Teilnehmer klagten über Probleme bei der Essensausgabe, wie fast bei jedem Weltjugendtag. Die Metro geriet zeitweise an den Rand des Kollaps. Und dann gab es noch Berichte über Obdachlose, die kurzerhand aus der Stadt gekarrt wurden, um das Bild des oh-wie-schönen Panama nicht zu trüben.

All das ist am Samstagabend vergessen, wenigstens bei denen, die sich zu großen Treffen mit Franziskus versammeln. Den Tag über sind sie die mehr oder weniger zehn Kilometer hinausgewandert, eine Karawane mit Trolleys, Rucksäcken und Taschen. Andernorts ziehen Migranten so dahin, verzweifelte Zukunftssucher mit ihren Habseligkeiten.

Papst Franziskus: Das Leben annehmen

Auch in der Vigilfeier mit dem Papst geht es um Not und Wagnis. Eine Familie berichtet von der Annahme eines behinderten Kindes, obwohl die Ärzte zur Abtreibung geraten hatten. Ein junger Mann schildert seinen Fall in Drogenabhängigkeit und seinen Weg heraus. Eine Christin aus Palästina erzählt von ihrer Lebenswende zum Glauben.

Franziskus deutet die Erfahrungen behutsam aus, ermutigt, das Leben mit seinen Widersprüchen, Schwächen und Begrenztheiten anzunehmen. Die Welt, so der Papst, wird nicht besser, wenn es weniger Sünder gäbe, sondern wenn es mehr Menschen gibt, die an die verwandelnde Kraft der Liebe Gottes glauben.

Über den Reden wird es Nacht. Die tropische Dämmerung ist früh und kurz. Das Allerheiligste wird ausgestellt, eine geweihte Hostie, vergrößert und vervielfältigt von den Großbildschirmen auf dem riesigen Gelände. Nach katholischer Überzeugung geht von dieser Hostie die verwandelnde Kraft aus, von der der Papst sprach. Viele knien. Es ist der intimste Moment jedes Weltjugendtags.

Die Welt - ein Dorf

Die Tage zuvor hatte Franziskus Wandlungen auch konkret eingefordert: Vertreter aus Politik und Wirtschaft mahnte er, das Gemeinwohl zu suchen und jungen Menschen die Chance zur Gestaltung ihrer Zukunft zu geben; Bischöfe sollten weniger Verwalter und mehr Hirten sein, die Justiz solle Straftäter wiedereingliedern, statt sie nur wegzusperren. Zu Klerikern sprach er über deren Hoffnungsmüdigkeit, die daher rühre, dass die Kirche "durch ihre Sünden verwundet" sei. Vor allem aber rief er die Jugend zu einer "Kultur der Begegnung" auf gegen jene, die spalten und ausgrenzen wollten.

Die meisten der Pilger stammten aus der Region Zentralamerika, aber viele sind auch aus Europa gekommen. Der Sozialarbeit-Student Tim Schmölers mit seiner Schwester Ronja und der Freundin Luisa Cortes reiste aus dem Rheinland an, auf eigene Faust und ein bisschen des Urlaubs wegen, den sie im Anschluss planen. Für die Übernachtungen in Panama bekam Luisa als Gastgeberin eine Cousine des Staatspräsidenten zugelost, und zufällig trafen die drei im Weltjugendtagstrubel ecuadorianische Bekannte wieder, die sie vor Jahren im französischen Taize kennengelernt hatten. Die Welt - ein Dorf.

Was nimmt so ein Trio von diesem Großereignis mit, wenn die Ansprachen von Franziskus wegen der spärlichen Spanischkenntnisse so gut wie unverständlich blieben? - «Eine tolle Erfahrung, dass es möglich ist, Brücken zu bauen», meint Tim. So ähnlich hatte das auch der Papst gesagt.

Von Burkhard Jürgens


Quelle:
KNA
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