Zollitsch gibt Bundesverdienstkreuz zurück

Verzicht auch auf bischöfliche Privilegien

Der frühere Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch gibt das ihm 2014 für seine Verdienste um Kirche und Gesellschaft verliehene Bundesverdienstkreuz zurück. Er hat seine Entscheidung Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mitgeteilt.

Erzbischof em. Robert Zollitsch (vorne im Bild) / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof em. Robert Zollitsch (vorne im Bild) / © Harald Oppitz ( KNA )

Das erklärte ein Sprecher Zollitschs am Freitag in Mannheim. Zugleich verzichte der ehemalige Bischofskonferenz-Vorsitzende auf das "Privileg", nach seinem Tod im Freiburger Münster beigesetzt zu werden.

Verzicht auf bischöfliche Privilegien

Laut seinem Sprecher verzichtet der inzwischen 84-Jährige "bereits seit geraumer Zeit im Stillen" auf die Ausübung bischöflicher Privilegien.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) teilte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit, Zollitschs Büro habe auch angeboten, die 2014 verliehene Staufermedaille und den Landesverdienstorden von 2011 zurückzugeben.

"Ich nehme dieses Angebot an", sagte Kretschmann, der auch Religionsbeauftragter der Landesregierung ist.

Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg / © Harald Oppitz (KNA)
Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg / © Harald Oppitz ( KNA )

Kretschmann wörtlich: "Die Ergebnisse der Freiburger Missbrauchsstudie schockieren mich. Sie machen mich fassungslos. Die Opfer des Missbrauchs waren diesem offensichtlichen Versagen der kirchlichen Strukturen über Jahre hilflos ausgesetzt." Der Prozess der Aufarbeitung müsse mit aller Konsequenz weitergehen.

Ein Sprecher des Bundes der Vertriebenen (BdV) sagte auf Anfrage in Bonn, Zollitsch habe sich bislang nicht an den Zusammenschluss gewandt. Der BdV hatte den Erzbischof 2008 mit seiner Ehrenplakette geehrt; sie ist die höchste Auszeichnung des Verbandes. Zollitschs Familie stammt aus Donauschwaben.

Hintergrund der Rückgabe des Ordens der Bundesrepublik ist der in dieser Woche veröffentlichte Freiburger Missbrauchsbericht, der Zollitsch Rechtsbrüche, Täterschutz und Vertuschung von sexualisierter Gewalt vorwirft.

Erzbischof Robert Zollitsch

Geboren am 9. August 1938 in Filipovo im ehemaligen Jugoslawien kam Robert Zollitsch mit seiner Familie als Nachkriegsflüchtling in die Bundesrepublik. Nach dem Abitur in Tauberbischofsheim und dem Theologiestudium wurde er 1965 in Freiburg zum Priester geweiht.

Zunächst arbeitete er als Seelsorger in Buchen im Odenwald, danach in der Priesterausbildung. 1974 promovierte er in Freiburg. Ab 1983 und bis zu seiner Bischofsernennung 2003 war Zollitsch Personalchef im Bistum Freiburg.

Robert Zollitsch  / © Patrick Seeger (dpa)
Robert Zollitsch / © Patrick Seeger ( dpa )
Quelle:
KNA