Burger leitet kirchenrechtliche Schritte gegen Zollitsch ein

Vatikan muss weiteres Vorgehen prüfen

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger hat kirchenrechtliche Schritte gegen seinen Amtsvorgänger Robert Zollitsch eingeleitet, um mögliches Fehlverhalten beim Umgang mit Missbrauch zu prüfen. Nun ist der Vatikan am Zug.

Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg spricht bei einer Pressekonferenz der Erzdiözese Freiburg zum Umgang mit Missbrauch / © Silas Stein (dpa)
Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg spricht bei einer Pressekonferenz der Erzdiözese Freiburg zum Umgang mit Missbrauch / © Silas Stein ( dpa )

Der Vatikan müsse beurteilen, ob und welche Folgen das haben könnte, sagte Burger am Dienstag bei der Vorstellung der Untersuchung zu Missbrauch und sexualisierter Gewalt im Erzbistum Freiburg.

Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser (KNA)
Vorstellung der GE-Kommission zu sexuellem Missbrauch in Freiburg / © Andree Kaiser ( KNA )

In dem Bericht heißt es unter anderem, Zollitsch habe den Täterschutz über alles gestellt, das Leid von Opfern ignoriert und Kirchenrecht bewusst gebrochen. Auch sei er für Aktenmanipulationen verantwortlich. Zollitsch war von 1983 bis 2003 Personalreferent und leitete das Erzbistum von 2003 bis 2014. Von 2008 bis 2014 war er auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

Zollitsch will sich vorerst nicht äußern

Zollitsch selbst hatte am Montag über einen Sprecher erklärt, er wolle sich vorerst nicht zu den Ergebnissen des Berichts über Missbrauch und Verschleierung im Erzbistum Freiburg äußern: "Aus Rücksicht auf die Betroffenen von sexualisierter Gewalt und aus Respekt vor einer notwendigen und vollständigen Aufarbeitung" habe sich Zollitsch Schweigen auferlegt, teilte sein Sprecher Marco Mansdörfer mit. Der Alterzbischof stelle seine "eigenen persönlichen und rechtlichen Belange ausdrücklich hintan".

Robert Zollitsch, emeritierter Erzbischof von Freiburg / © Harald Oppitz (KNA)
Robert Zollitsch, emeritierter Erzbischof von Freiburg / © Harald Oppitz ( KNA )

In einer Video-Botschaft im Oktober hatte Zollitsch eingeräumt, beim Umgang mit Beschuldigten und Betroffenen schwerwiegende Fehler gemacht zu haben und die Gefahren von erneutem Missbrauch verkannt zu haben. Er sprach von moralischer Verantwortung, beschrieb sich aber eingebunden in ein System. Zugleich bat er die Missbrauchsopfer um Verzeihung.

Erzbischof Robert Zollitsch

Geboren am 9. August 1938 in Filipovo im ehemaligen Jugoslawien kam Robert Zollitsch mit seiner Familie als Nachkriegsflüchtling in die Bundesrepublik. Nach dem Abitur in Tauberbischofsheim und dem Theologiestudium wurde er 1965 in Freiburg zum Priester geweiht.

Zunächst arbeitete er als Seelsorger in Buchen im Odenwald, danach in der Priesterausbildung. 1974 promovierte er in Freiburg. Ab 1983 und bis zu seiner Bischofsernennung 2003 war Zollitsch Personalchef im Bistum Freiburg.

Robert Zollitsch  / © Patrick Seeger (dpa)
Robert Zollitsch / © Patrick Seeger ( dpa )

Stephan Burger

Stephan Burger ist seit Juni 2014 Freiburger Erzbischof. Zuvor war er seit 2007 Leiter des diözesanen Kirchengerichts. Zum Bischof weihte ihn sein Amtsvorgänger Robert Zollitsch am 29. Juni 2014.

Burger machte sich als Bischof schnell für die Aufarbeitung von Missbrauch stark. Er berief eine eigene Kommission und suchte das Gespräch mit Betroffenen. Auch bei der Deutschen Bischofskonferenz trägt er seit 2022 Verantwortung in diesem Bereich.

Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Stephan Burger / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA