domradio.de: Wie sehr ist Ihr Leben in Fidschi und Ihr Geschäft mit dem Zuckerrohr-Anbau vom Klimawandel bedroht?
Parbindra Singh (Zuckerrohrbauer & Präsident der Lautoka Cane Producers Association Kooperative): Fidschi ist beim Klimawandel sehr verwundbar. Meistens sind wir in Fidschi von Tornados und Überschwemmungen betroffen. Beim Zuckerrohr-Anbau dauert es zehn bis zwölf Monate bis die Pflanze ausgewachsen ist. Im November und Dezember sind die Zuckerrohrpflanzen meist hochgewachsen und das ist ausgerechnet die Zeit in der sich Tornados häufen und anschließend Überflutungen. Das sind hauptsächlich die Folgen mit denen wir leben müssen und lernen müssen, wie wir den Tornados und Überschwemmungen begegnen. Die Fairtrade-Prämie, die wir erhalten, hilft uns dabei. Wir haben damit Bewässerungs- und Entwässerungsprojekte gestartet.
domradio.de: Im vergangenen Jahr hat zuletzt ein Tornado die Fidschi-Inseln heimgesucht. Welche Folgen hatte das für Ihr Land und für Sie persönlich?
Singh: Der Tornado hat 32.000 Haushalte beschädigt oder sogar völlig zerlegt. Aber auch etwa 26 Prozent der Pflanzen wurden komplett zerstört. Gerade als sich die Pflanzen wieder einen Weg zum Wachsen gesucht hatten, kam eine große Flut. Wieder alles kaputt. Wir kämpfen heute immer noch mit den Folgen. 22 Prozent der Menschen sind direkt vom Anbau der Zuckerrohrpflanze abhängig. Der Klimawandel hat also einen großen Einfluss auf diese Menschen.
domradio.de: War Ihnen sofort klar, dass die Ursache dafür der Klimawandel sein muss?
Singh: Ja, definitiv. In den letzten sieben Monaten hat es nicht geregnet. Als ich hier zur Klimakonferenz nach Deutschland gereist bin, habe ich gehört, dass es in Fidschi angefangen haben soll zu regnen. Nun regnet es jeden Tag. Die Boden ist so hart, dass die Wahrscheinlichkeit einer großen Flut sehr hoch ist, wenn es regnet. Das Wasser kann nicht versickern und flutet die Landschaft.
domradio.de: Können Sie als Kleinbauer auf diese Folgen des Klimawandels reagieren?
Singh: Wir müssen etwas tun, wie zum Beispiel die Flüsse zu entzerren oder an der Entwässerung zu arbeiten. Es gibt aber keine Alternative zum Anbau von Zuckerrohr und auch keine Möglichkeit den Anbau umzusiedeln. Als dieser verheerende Tornado vor einem Jahr so bedrohlich auf uns zu gekommen ist, hatten wir keine anderen Ressourcen auf die wir bauen konnten. Wir mussten also abwarten und der Pflanze ein weiteres Jahr beim Wachsen zugucken.
domradio.de: In wie weit hilft es Ihnen in dem Zusammenhang, in einer Fairtrade-Kooperative zu sein?
Singh: Bauern, die Zuckerrohr anbauen, werden sehr selten von anderen Nichtregierungsorganisationen oder auch Regierungen unterstützt. Es gab eine Zeit, in der sich viele Bauern vom Anbau der Zuckerrohrpflanze abgewendet haben. Als Fairtrade sich eingemischt hat und die Fairtrade-Prämie angeboten hat, hat das dazu geführt, dass viele Zuckerrohrbauern zurückgekehrt sind. Sie haben gesehen, dass dank Fairtrade und der Prämie, ihre Zukunft gut aussieht.
domradio.de: Die Weltklimakonferenz "COP23" ist fast vorbei. Sind Sie eher enttäuscht oder hoffnungsvoll nach den zwei Wochen?
Singh: Ich bin wirklich sehr glücklich und hoffnungsvoll. Eine Sache, die mir zum Beispiel dank der Einladung von Fairtrade gelungen ist, ist, dass ich die Minister der Republik Fidschi treffen konnte. In Fidschi hätte ich sie nicht getroffen und jetzt kann ich mit Ihnen von Gesicht zu Gesicht reden. Ich konnte ihnen etwas über die Produktion unter Fairtrade-Bedingungen in Fidschi berichten, von der sie vorher nichts wussten. Sie haben mir versichert, dass wir zusammenarbeiten, um die Lebensverhältnisse der Menschen in Fidschi zu verbessern. Das ist eine große Leistung. Wenn ich jetzt zurück nach Fidschi komme, dann habe ich eine sehr enge Beziehung zu den Ministern.
domradio.de: Hatten Sie eine Möglichkeit sich in den Verhandlungsprozess bei der Weltklimakonferenz einzumischen?
Singh: Eigentlich nicht. Wir haben nur Anregungen gegeben. Die größeren Geschäfte werden sicher von den höheren Ämtern entschieden. Hoffentlich werden unsere Anliegen dabei bedacht.
domradio.de: Klimagerechtigkeit ist ebenfalls ein wichtiges Thema. Sind Sie der Meinung, dass die Industriestaaten mehr zur Finanzierung, zum Beispiel der Anpassungen an Klimawandelfolgen, tun sollten?
Singh: Ja definitiv. Ohne die Finanzierung dafür, kann auch nichts passieren. Die Finanzierung ist einer der wichtigsten Punkte, um die Klimaprobleme in Angriff zu nehmen.
domradio.de: Haben Sie bestimmte Hoffnungen und Wünsche für die nächste Weltklimakonferenz?
Singh: Bei allen Veranstaltungen, auf denen ich hier in Bonn war, gab es positive Nachrichten. Die Leute haben sich wirklich um Fidschi gesorgt und haben gesagt: Ja, es muss etwas getan werden. Ich hoffe, dass bessere Verhandlungen geführt werden, die uns helfen. Fidschi ist ein Tornado-geplagtes Land und wir brauchen Hilfe und Unterstützung.
Das Interview führte Jann-Jakob Loos.