"Unser Anliegen ist, dass angesichts des Risikos von Menschenrechtsverletzungen diejenigen, die sich in Gefahr befinden, die Möglichkeit haben sollen, Asyl zu suchen und Zugang zu Schutz zu haben", sagte die UNHCR-Vertreterin in Deutschland, Katharina Lumpp, der "Augsburger Allgemeinen" (Montag).
Lumpp ergänzte: "Wenn man schon mehr als ein Jahr warten muss, nur um einen Termin bei der deutschen Botschaft zum Zwecke des Familiennachzuges zu bekommen, verkennt das die Lebensrealität von Flüchtlingen, nicht nur angesichts der jetzigen Situation in Afghanistan."
Asyl für afghanische Flüchtlinge treffe derzeit vor allem die Nachbarländer des asiatischen Staates, in denen schon seit Jahrzehnten 90 Prozent aller afghanischen Flüchtlinge lebten. "Daher ist es auch so wichtig, sich solidarisch zu zeigen, in Worten und Taten."
Derzeit hohe Anzahl an Binnenflüchtlingen
Weiter sagte die UNHCR-Vertreterin: "Fluchtbewegungen und die humanitäre Krise finden derzeit vor allem innerhalb Afghanistans statt, innerhalb des Landes wurden allein in diesem Jahr über eine halbe Million Menschen zur Flucht gezwungen." Fluchtbewegungen ins Ausland seien schwer vorherzusagen. In dieser Hinsicht seien jedoch Warnungen vor wachsenden Hungerproblemen ernst zu nehmen, denn Afghanistan sei von einer Dürre betroffen.
Auch zur EU äußerte sich Lumpp: "Es ist ein Problem, dass es die Europäische Union bisher noch nicht geschafft hat, sich auf ein gemeinsames solidarischeres europäisches Asylsystem zu einigen."
Lumpp mahnte zudem, die Genfer Flüchtlingskonvention sei unter Druck. "Durch Versuche von Staaten, sich ihrer völkerrechtlichen Verantwortung zu entziehen und sie an andere Staaten auszulagern, durch Pushbacks an Grenzen und vor allem auch durch mangelnde internationale Solidarität zwischen Staaten im Flüchtlingsschutz." Daher müsse man mit Nachdruck an der Umsetzung des Globalen Pakts für Flüchtlinge arbeiten, auf den sich 181 Länder geeinigt hätten, um die Verantwortung für den Flüchtlingsschutz gerechter zu teilen.