Franziskus Jordan erging es wie Franz von Assisi und Ignatius von Loyola: Eigentlich wollte der spätere Gründer der Salvatorianer gar keinen klassischen Orden ins Leben rufen.
Dass Jordan einmal Kirchengeschichte schreiben und eine noch immer weltweit tätige Gemeinschaft gründen würde, zeichnete sich bei seiner Geburt am 16. Juni 1848 im badischen Gurtweil ohnehin nicht ab.
In ärmsten Verhältnissen aufgewachsen
Jordan wuchs in ärmsten Verhältnissen auf, besuchte nur ein paar Jahre die Schule. Nach dem frühen Tod des Vaters ließ er sich zum Anstreicher und Dekorationsmaler ausbilden und musste für den Unterhalt der Familie sorgen. Als Geselle der Kolpingfamilie war er auf der Walz.
So habe er soziale Probleme und wirtschaftliche Not selbst kennengelernt, erklärt Prior Friedrich Emde vom Provinzialat der Deutschen Provinz der Salvatorianer in München. "Er hatte also einen ganz weiten Blick auf die sozialen Probleme dieser Welt", sagt Emde.
Zwei Priesterfreunde trimmten den hochbegabten jungen Franziskus auf das Niveau der zehnten Klasse. Mit 22 Jahren besuchte er das Gymnasium in Konstanz und studierte nach dem Abitur in Freiburg Theologie und Philologie. Wegen seiner herausragenden Sprachkenntnisse, darunter Mandarin, war sein Spitzname "der Chinese". 1878 wurde er geheim zum Priester ordiniert, denn durch den Kulturkampf stand die Weihe unter Strafe.
Der Katholikentag in Freiburg 1875 lieferte ihm Anstöße für das Profil jener Bewegung, die er später gründen sollte: Ihm schwebte eine Gemeinschaft vor, die in der Weltmission wirken, aber auch das Laienapostolat in der sozialen Frage, in Schule und Wissenschaft, in Presse und Vereinen vorantreiben sollte. In die Führung sollten Laien - auch Frauen - einbezogen werden.
Im freundschaftlichen Austausch mit Ordensgründern
Jordan stand im freundschaftlichen Austausch mit Ordensgründern wie dem Salesianer Don Bosco oder dem Steyler Arnold Janssen. Zudem erhielt er in einer Audienz Zuspruch von Papst Leo XIII. für sein Vorhaben. Einen Freund und Ratgeber fand er in dem Paderborner Priester Bernhard Lüthen, der als gewandter Publizist die Anliegen der jungen Gesellschaft vertrat. Am 8. Dezember 1881 gründete Jordan in Rom die Apostolische Lehrgesellschaft.
Nach dem Willen ihres Stifters sollte diese "mit allen Mitteln, welche die Liebe Gottes eingibt, für das Reich Gottes auf Erden überall... mit allem Eifer wirken". Die in Rom für die Ordensleute zuständige Kongregation fand zunächst wenig schmeichelhafte Worte für Jordans Idee.
Die Gemeinschaft sei wie eine "Arche Noah" - offen für alle, und eine Organisation ohne klaren Zweck. Aber schließlich wurde seine "Gesellschaft des Göttlichen Heilandes" - kurz Salvatorianer - doch kirchenamtlich anerkannt. Jordans anfangs wenig konturierter Plan der Gesellschaft von Priestern und Laien ähnelte in mancher Hinsicht einem modernen Säkularinstitut, das erst Pius XII. 1947 als neue Form des geistlichen Lebens anerkannte.
Einsatz für "missionarische Pastoral und Bildung"
Das rapide Wachstum der Gesellschaft gab Jordan indes Recht. Einen wichtigen Unterstützer hatte er in Pancratius Pfeiffer aus Schwangau im Allgäu. Der junge Mitbruder übernahm Verantwortung für die angespannten wirtschaftlichen Verhältnisse des Ordens, den er mit viel Geschick beim Heiligen Stuhl vertrat.
Im Zweiten Weltkrieg sollte Pfeiffer - Nachfolger Jordans als Generaloberer - zwischen Vatikan und Besatzern vermitteln. Vielen politisch Verfolgten und Juden konnte er zur Flucht verhelfen. Im vergangenen Jahr wurde Jordan selig gesprochen.
Aktuell setzen sich nach Angaben von Emde weltweit 1.137 Salvatorianer und 915 Salvatorianerinnen sowie rund 3.000 Laien im Sinne ihres Stifters für "missionarische Pastoral und Bildung" ein.
In Deutschland leben und wirken derzeit 43 Salvatorianer und 70 Salvatorianerinnen, rund 60 Menschen gehören hierzulande einer salvatorianischen Laiengemeinschaft an.
Jordan habe gelernt, auf die Vorsehung Gottes zu vertrauen, fasst Provizial Emde die zeitlos aktuelle Botschaft des Gründers zusammen.
Dessen Zuversicht, dass mit diesem Vertrauen "eigentlich nichts grundsätzlich schief gehen kann", könne Menschen auch heute inspirieren. Selbst in den größten Verunsicherungen dürften sie darauf vertrauen, "einen Anker in Gott" zu haben.