Zum Jubiläum in Kevelaer gibt es erstmals ein Mysterienspiel

Theater auf dem Kapellenplatz

250 Akteure widmen sich in Kevelaer einem besonderen Projekt: Erstmals wird in dem Wallfahrtsort ein Mysterienspiel aufgeführt. "Mensch Maria" will zum 375. Jubiläum des Marienbildes in Kevelaer aber nicht nur historisierend daherkommen.

Autor/in:
Ulrich Wilmes
Die letzten Proben: Sängerin Annette Gutjahr (Maria) steht auf der Bühne / © Henning Kaiser (dpa)
Die letzten Proben: Sängerin Annette Gutjahr (Maria) steht auf der Bühne / © Henning Kaiser ( dpa )

Es ist eine Premiere in Kevelaer: In der Festwoche zum 375-Jahr-Jubiläum des zweitgrößten deutschen Marienwallfahrtsortes wird ein Mysterienspiel uraufgeführt. 250 Akteure aus der Bürgerschaft des niederrheinischen Ortes geben am Samstag und noch einmal am Tag darauf auf dem Kapellenplatz das Stück "Mensch Maria" - und wollen jeweils rund 2.000 Zuschauer auf eine Reise zu den Lebensstationen der Gottesmutter Maria mitnehmen.

Für die Titelpartie haben die Organisatoren die Altistin Anette Gutjahr aus dem Ensemble der Bayreuther Festspiele gewonnen. "Ich vernehme den Ruf" lautet ein Solo-Gesang in einer der insgesamt 13 Szenen. Das Mysterienspiel geht ein auf die Geburt Mariens, die Ankündigung der Geburt Jesu durch den Engel Gabriel, auf den pubertierenden Jesus, die Wallfahrt von Josef und Maria nach Jerusalem, die Hochzeit zu Kana sowie die Kreuzigung Jesu.

Schicksale von Suchtkranken und Heimatlosen werden thematisiert

Den Machern geht es nicht um eine rein historisierende Aufführung. "Ein Mysterienspiel zu einem ganz normal besonderen Menschen", lautet der programmatische Untertitel für das Stück. Denn ihre Fragen und Sorgen seien auch die existenziellen Fragen und Sorgen der Menschen heute, betont Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann, der mitten in die Planungen hinein zum Weihbischof von Münster ernannt wurde. Dies mache das Stück "spannend und überraschend aktuell".

An dem zweieinhalbstündigen Spiel mit Massenszenen und Tänzen wirken neben Profi-Solisten zwei Chöre und ein Orchester mit. Texter Bastian Rütten und Basilika-Organist Elmar Lehnen als Komponist wollen die Mutter Jesu, die in Kevelaer als "Trösterin der Betrübten" verehrt wird, so nahe bringen, dass sie von den Menschen heute verstanden wird. Thematisiert werde das Schicksal Suchtkranker, Heimatloser und Geflohener sowie die Geschichte eines Ehepaares, so Lehnen. Die Verkündigung des Evangeliums solle auf neue Weise dargeboten werden, ergänzt Rütten. Im Leben Marias rieche es oft mehr nach Erde als nach Himmel. "Wir zeigen, dass das, was Maria tut, auch heute notwendig ist", erklärt der Religionspädagoge.

Lehnen und Lohmann haben eine eigene Gattung Musikspiel vor Augen. "Natürlich verwenden wir traditionsreiche Choräle und Bekanntes der Musikgeschichte", so Lehnen. Aber auch Neues im Stil wertvoller Filmmusik komme zu Gehör. Für Emotionen sorgen aus Gutjahrs Sicht auch Rockklänge und Jazz-Rhythmen in anspruchsvoll spannenden Tonfolgen.

Musikspiel soll regelmäßig gezeigt werden

Die 28.000-Einwohner-Stadt Kevelaer gilt mit rund 800.000 Pilgern jährlich als die zweitgrößte katholische Wallfahrtsstätte Deutschlands nach dem bayerischen Altötting. Anziehungspunkt ist das Marienbild "Trösterin der Betrübten" von 1642. Die örtliche Pfarrei und die Stadt streben an, dass die Kevelaer-Wallfahrt immaterielles Weltkulturerbe wird.

Lohmann sieht das Musikspiel und das Engagement der Verantwortlichen rund um Regisseur Peter van Aarals als großes Geschenk an die Wallfahrt. Mit Blick auf die Darsteller meint er: "Ich bin dankbar, dass sie alle das Mysterienspiel weit über einen Job hinaus gestalten und leben." Es solle im Abstand von einigen Jahren regelmäßig aufgeführt werden. Dazu müsse das Drehbuch stets fortgeschrieben werden, da es nie fertig sei - genau wie die Geschichte Gottes mit den Menschen.


Quelle:
KNA