Die eine begeisterte Menschen vor über 200 Jahren für den christlichen Glauben, der andere arbeitet seit elf Jahren global ebenfalls an diesem Ziel, der Dritte errang kürzlich mit gänzlich anderen Überzeugungen einen Wahlsieg. Der 11. Februar könnte ein interessantes Datum für das Heimatland des Papstes werden. Im Petersdom spricht der ehemalige Erzbischof von Buenos Aires mit "Mama Antula" erstmals eine gebürtige Argentinierin heilig. Der neue argentinische Präsident Javier Milei reist zu der Zeremonie nach Rom.
Besuch auf wackeligen Beinen
Die Teilnahme des jeweiligen Staatsoberhaupts bei einer Heiligsprechung ist zwar nicht unüblich, Mileis Gründe für die Anreise dürften jedoch über das Religiöse hinausgehen. Seit Amtsbeginn mit Protesten gegen seine Reformpläne konfrontiert, sucht er die Nähe des Papstes. Und dessen erste Heimreise wäre für Milei wenigstens ein Achtungserfolg.
Schon länger steht dieser Besuch im Raum, seit dem Wahlsieg des libertären Politikers jedoch auf wackeligen Beinen. Zwar äußerte der Papst den Reisewunsch häufig, erklärte die Umsetzung jedoch kürzlich zur Hypothese. Die üblicherweise monatelangen Vorbereitungen hätten noch nicht begonnen.
Bereit zum Dialog
Die Beziehung zwischen Milei und dem Kirchenoberhaupt ist mindestens kompliziert. Im Wahlkampf hatte der spätere Sieger den Papst scharf kritisiert und ihm vorgeworfen, sich nicht klar genug von Linksautokraten in Lateinamerika zu distanzieren.
Franziskus wiederum sprach wenige Tage vor den Präsidentschaftswahlen – ohne Milei beim Namen zu nennen – von "messianischen Clowns", die ihn an den Rattenfänger von Hameln erinnerten, die Menschen um sich scharten und dann ertrinken ließen.
Nach der Wahl mäßigten sich beide Seiten – der Papst gratulierte via Telefon zum Wahlerfolg, Milei lud Franziskus offiziell nach Argentinien ein. Letzteres wird Milei in Rom noch einmal bekräftigen wollen. Franziskus dämpfte jedoch bereits die Erwartungen. Vor Heiligsprechungen sei es üblich, die Autoritäten in der Sakristei zu begrüßen.
Er wisse, dass Milei um ein Gespräch darüber hinaus gebeten habe. Geplant ist es am 12. Februar. Franziskus habe zugesagt, er sei bereit zu einem Dialog – wie mit jedem anderen auch. Das klingt wenig euphorisch. Um so interessanter ist der Anlass des Treffens, die Heiligsprechung.
Fasziniert von Exerzitien
Denn während Franziskus und Milei wenig verbindet, bewegt sich die künftige Heilige in derselben Spiritualität wie der Jesuiten-Papst. Geboren als Maria Antonia de Paz y Figueroa 1730 im Nordwesten Argentiniens, knüpfte sie in jungen Jahren Kontakte zur örtlichen Gesellschaft Jesu.
Die Tochter einer angesehenen Familie faszinierten besonders die ignatianischen Exerzitien. Die geistlichen Übungen nach Ignatius von Loyola sollen in einen Dialog mit Gott führen, Menschen im Gebet einen Weg zur Nachfolge Christi eröffnen.
Fortan wollte die junge Argentinierin ein religiöses Leben führen. Mit 15 Jahren legte sie ähnlich wie Ordensleute ein Gelübde ab –keusch und arm wollte sie leben – und schloss sich einer losen Gemeinschaft von Frauen im Umfeld der Jesuiten an. Die Nähe zu den Ordensmännern währte jedoch nur kurz. Verbot und Vertreibung der Jesuiten aus politischen Gründen betrafen auch die Ordensmänner in der spanischen Kolonie Argentinien.
Wandermissionarin
Nach 1767 übernahm Maria Antonia die Verbreitung der ignatianischen Spiritualität, zog als Wandermissionarin "Mama Antula" von Stadt zu Stadt bis nach Uruguay. Laut einer Chronik stieß ihr Auftreten damals auf Unverständnis – verwirrt, betrunken, als Hexe soll sie von zivilen wie kirchlichen Autoritäten bezeichnet worden sein.
Die Menschen erreichte sie dennoch. 70.000 sollen es innerhalb wenigerJahre gewesen sein, darunter viele Indigene und Sklaven. Sie gründete ein Exerzitienhaus in Montevideo, später eines in Buenos Aires. Dort starb sie 1799 im Alter von 69 Jahren, begraben ist sie in der Basilika Nuestra Senora de la Piedad. Bis heute werden in der "Santa Casa" Exerzitien angeboten.
Zwei Wunderheilungen
2016 wurde Maria Antonia seliggesprochen und so zur regionalen Verehrung freigegeben. Voraussetzung dafür ist eine tugendhafte Lebensweise in Kombination mit einem Wunder. Die Heilung einer Ordensschwester auf ihre Fürsprache war es damals. Das für die Heiligsprechung notwendige zweite Wunder war die Heilung eines Mannes, der nach einem Schlaganfall einen Hirnschaden erlitt. Eine logische Erklärung für die Genesung fanden die Ärzte nicht. So darf Mama Antula nach ihrer Heiligsprechung am 11. Februar weltweit verehrt werden – auch von ihrem Landsmann Franziskus, mit oder ohne Heimatbesuch.