Essener Domkapitular findet Präsenzgottesdienste für Gläubige wichtig

"Zuspruch, Trost und Hoffnung"

Palmsonntag steht bevor und immer noch sind die Feierlichkeiten geprägt durch die Corona-Pandemie. Allerdings ist das Feiern in diesem Jahr etwas entspannter als noch im vergangenen Jahr, schildert der Essener Domkapitular Michael Dörnemann.

Kruzifix mit Palmzweigen an Palmsonntag auf dem Petersplatz / © Stefano dal Pozzolo (KNA)
Kruzifix mit Palmzweigen an Palmsonntag auf dem Petersplatz / © Stefano dal Pozzolo ( KNA )

DOMRADIO.DE: Die Karwoche und auch der Palmsonntag werden in diesem Jahr durch die Pandemie anders sein. Aber es gibt bei den Gottesdiensten, auch bei Ihnen im Bistum zumindest, noch mehr Angebote als im vergangenen Jahr?

Monsignore Dr. Michael Dörnemann (Domkapitular und Leiter des Pastoral-Dezernates im Bistum Essen): Ja, es gibt mehr. Letztes Jahr war der absolute Shutdown. Das heißt, die Gottesdienste konnten nur mit liturgischen Akteuren und dann gestreamt gefeiert werden, in die Wohnzimmer gebracht werden.

Dieses Jahr ist es zumindest so, dass mit Einhaltung aller Abstands- und Hygiene-Regeln die Gottesdienste auch mit Gläubigen stattfinden können, in einer begrenzten Zahl. So werden wir das beispielsweise auch hier am Essener Dom tun.

Allerdings ist auch klar: Palmprozessionen können nicht stattfinden. Das heißt, es gibt eine Palmweihe. Es gibt nur den liturgischen Einzug der Akteure und dann die Feier der Eucharistie. Große Palmprozessionen durch Straßen wird es in diesem Jahr nicht geben können, aber zumindest die Liturgie und die Segnung der Palmzweige, das ist für viele Leute auch wichtig, dass sie Palmzweige, gesegnete Zweige, mit nach Hause nehmen können.

DOMRADIO.DE: Wie wichtig finden Sie, dass es einzelnen Gläubigen ermöglicht wird, den Palmsonntag in der Kirche zu feiern?

Dörnemann: Die Zuschriften und die Anrufe in den letzten Wochen haben gezeigt, dass es das Bedürfnis vieler Gläubige nach Präsenzgottesdiensten gibt. Gerade in diesen Zeiten gibt es dieses Bedürfnis, weil viele auch ermüdet sind, viele wenig Hoffnung haben, weil die Beschränkungen eben schon so lange dauern.

Die Menschen kriegen in diesem Jahr wenigstens in der Karwoche durch Gottesdienste Zuspruch, Trost und Hoffnung vermittelt, diese Funktion übernehmen die Gottesdienste. Und deshalb gibt es das Bedürfnis auch zahlreicher Gläubiger, einfach jetzt auch Gottesdienste zu feiern, sofern das möglich ist.

DOMRADIO.DE: Nur wenige Gläubige können bei den Gottesdiensten in der Kirche dabei sein. Die anderen können die Gottesdienste online verfolgen oder Zuhause selbst Gottesdienst feiern. Welche Impulse gibt das Bistum Essen den Menschen für den Palmsonntag mit?

Dörnemann: Viele Gemeinden bieten am Samstag an, dass die Gläubigen gesegnete Palmzweige mit nach Hause nehmen können. Sie haben kleine Tüten vorbereitet, auch mit Impulsen, Gebetshinweisen und auch für persönliche Gottesdienste zu Hause, sodass dann Eltern mit ihren Kindern auch zuhause einen kleinen Palmsonntagsgottesdienst mit gesegneten Palmzweigen feiern können.

Da haben wir auch im Bistum auf unserer Internetseite unter Liturgie viele Angebote, jetzt nicht nur für den Palmsonntag, sondern auch für die Karwoche eingestellt, sodass die Leute, die jetzt aus unterschiedlichen Gründen nicht zum Gottesdienst in einer Kirche kommen können, zuhause die Feier des Leidens und Sterbens und der Auferstehung Jesu begehen können.

DOMRADIO.DE: Ist die Segnung denn eigentlich gültig, wenn wir zuhause Gottesdienst feiern und nur den Gottesdienst per Stream verfolgen?

Dörnemann: Das ist natürlich immer so eine spannende Frage, aber ich sage mal "Urbi et orbi" durch den Heiligen Vater an Ostersonntag ist ja auch gültig, wenn der über den Fernsehschirm geht. Von daher denke ich, dass auch die Segnung der Palmzweige in Ordnung ist.

Aber wie gesagt, es gibt auch viele Gemeinden, die die gesegneten Palmzweige den Menschen auch an der Kirchentür mit nach Hause geben, sodass sie dann mit gesegneten Palmzweigen zuhause auch feiern können.

Das Interview führte Julia Reck.


Quelle:
DR
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