Zuwanderung führt zu Rekord-Plus bei Bevölkerungszahlen

Deutschland wächst

Ohne die Zuwanderung wäre die Bevölkerung 2015 zurückgegangen, weil 188.000 Menschen mehr gestorben sind als geboren wurden. Dafür kamen so viele Menschen nach Deutschland wie nie zuvor seit der Wiedervereinigung.

Autor/in:
Christoph Arens
Gestiegene Zuwanderung stoppt Bevölkerungsrückgang / © Daniel Karmann (dpa)
Gestiegene Zuwanderung stoppt Bevölkerungsrückgang / © Daniel Karmann ( dpa )

Deutschland schrumpft nicht, sondern wächst. Allerdings ist es allein die starke Zuwanderung, die die Bevölkerungszahl im Jahr 2015 auf 82,2 Millionen Menschen ansteigen ließ. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte, nahm die Bevölkerung um 978.000 Menschen oder 1,2 Prozent zu. Das ist der höchste Bevölkerungszuwachs seit 1992, der damals bei 700.000 Personen lag. 2014 hatte es einen geringeren Anstieg um 430.000 Menschen gegeben.

Zuwanderungsüberschuss

Hauptursache war die stark gestiegene Zuwanderung mit einem Überschuss von 1,13 Millionen Menschen. Dabei verließen knapp eine Million Menschen die Bundesrepublik, fast 2,14 Millionen kamen hinzu.

Demgegenüber errechneten die Statistiker ein Geburtendefizit - die Differenz aus Geburten und Sterbefällen - von 188.000 Personen. 2015 kamen in Deutschland rund 738.000 Kinder zur Welt, gut 925.000 Menschen starben. Ohne Wanderungsbewegungen wäre die Bevölkerung also um 188.000 Menschen zurückgegangen, ohne jedwede Zuwanderung bei gleichbleibendem Wegzug sogar um knapp 1,2 Millionen.

Gestiegen ist damit auch die Zahl der Ausländer. Ende 2015 lebten 8,7 Millionen ausländische Staatsbürger in Deutschland, 14,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Ausländeranteil pro 100 Einwohner erhöhte sich innerhalb eines Jahres von 9,3 auf den Spitzenwert von 10,5.

Die kräftigsten Zuwächse verbuchten Baden-Württemberg und Bremen - dort wuchs die Bevölkerungszahl um 1,5 Prozent. Nur wenig geringer war es mit 1,4 Prozent in Berlin, Hamburg und Hessen; Niedersachsen erzielte einen Anstieg um 1,3 Prozent, ebenso wie NRW, das mit 227.000 zusätzlichen Einwohnern in absoluten Zahlen das stärkste Bevölkerungswachstum aufweist.

Das bei weitem geringste Plus verbuchten Sachsen-Anhalt mit 0,4 Prozent und Thüringen (0,6). Es folgten Sachsen und das Saarland (0,7), Mecklenburg-Vorpommern (0,8) und Brandenburg (1,1). Die Wanderungsbewegungen zwischen Ost und West spielen dabei mittlerweile keine Rolle mehr: In den vergangenen Jahren war die Abwanderungswelle von Ost nach West gestoppt worden. Zuletzt gab es sogar leichte Überschüsse im Osten, die sich auf einige Zentren konzentierten.

Zuwanderung eingeschränkte Auswirkungen auf langfristige Entwicklung

"Die aktuelle hohe Zuwanderung hat nur sehr eingeschränkte Auswirkungen auf die langfristige Bevölkerungsentwicklung", warnen die Bevölkerungsforscher allerdings mit Blick auf die Sozialkassen. Tempo und Ausmaß des demografischen Wandels könnten allenfalls gemindert werden. Dem Bundesamt zufolge hatte auch in den 1990er Jahren die starke mehrjährige Nettozuwanderung die Alterung nur verzögert, aber nicht verhindert.

Zugleich ist das Durchschnittsalter der Bevölkerung in Deutschland in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Nach einer Statistik des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung lag der Wert 1995 noch bei 40 Jahren; mittlerweile ist er auf 44,1 Jahre geklettert. Damit hat Deutschland weltweit gesehen derzeit nach Japan die zweitälteste Bevölkerung.

Dieser Trend dürfte sich fortsetzen: Nach der Bevölkerungsvorausberechnung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung wird der Anteil der unter 20-Jährigen bis zum Jahr 2060 auf rund 16 Prozent absinken und derjenige der älteren Menschen ab 65 Jahre weiter auf 32 Prozent ansteigen. Langfristig verringert sich auch die Erwerbsbevölkerung von heute knapp 50 Millionen um rund ein Viertel. Die Hauptauswirkungen erwarten die Wissenschaftler dabei in den Jahren nach 2020, wenn die geburtenstarken Jahrgänge - die Babyboomer - aus dem Erwerbsleben ausscheiden.


Quelle:
KNA