Zwei Jahre Textilbündnis

Fortschritte bei zähem Tempo

Mehr Gesundheitsschutz, gerechtere Löhne, verbesserte Umweltstandards: Das Textilbündnis soll die Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern verbessern. Für Kritik sorgen das zähe Tempo und die Freiwilligkeit der Vereinbarungen.

Textilindustrie in Bangladesch / © Doreen Fiedler (dpa)
Textilindustrie in Bangladesch / © Doreen Fiedler ( dpa )

Rund zwei Jahre nach dem Start des Textilbündnisses melden die Mitglieder Fortschritte in dem Bemühen, die Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern zu verbessern. "Jedes Mitglied startet mit einem konkreten Umsetzungsplan ins neue Jahr", teilte das Sekretariat der Initiative am Dienstag zum Beginn der Mitgliederversammlung am Abend mit. Die Maßnahmen seien verpflichtend und würden extern kontrolliert. So würden Fortschritte in der Lieferkette transparent und überprüfbar.

Kirchliche Hilfswerke dem Textilbündnis angeschlossen

Das Textilbündnis wurde 2014 von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) ins Leben gerufen. Bisher haben sich mehr als 180 Mode- und Handelsunternehmen, Verbände, Entwicklungsorganisationen und kirchliche Hilfswerke der Initiative angeschlossen. Erste Schritte zur Umsetzung besserer Sozial- und Umweltstandards in der Textilbranche sind nun vereinbart: Alle Mitglieder sollen einen Fahrplan mit Zielvorgaben erarbeiten.

Die Vorgaben betreffen zunächst drei Bereiche. Dazu gehören der Einsatz von Naturfasern, der Einsatz von Chemikalien und die Förderung existenzsichernder Löhne in den Fabriken. Nach einem Jahr wird durch unabhängige Dritte geprüft, ob die einzelnen Mitglieder ihre jeweiligen Ziele erreicht haben.

Entwicklungspolitischer Quantensprung

Minister Müller sprach von einem "entwicklungspolitischen Quantensprung". Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Standard-Organisationen und Politik stellten sich gemeinsam ihrer Verantwortung im 21. Jahrhundert, Globalisierung gerecht zu gestalten. "Unser Konsum entscheidet an vielen Stellen über die Lebensbedingungen der Menschen in Afrika oder Asien", erklärte er.

Auch der Handelsverband Deutschland (HDE) zeigte sich zufrieden. "Uns war besonders wichtig, dass die Ziele des Bündnisses sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene Raum für Verbesserungen bieten", sagte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser. Nur wenn sich in der Summe mehr Unternehmen für verantwortlichere Produktionsbedingungen einsetzten, würden messbare Fortschritte erreicht. Man erwarte, dass durch die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Regierung und Gewerkschaften eine höhere Schlagkraft entstehe, um die Bedingungen zu verändern.

Berndt Hinzmann von der Kampagne für saubere Kleidung betonte: "Wesentlich ist, welche Verbesserungen durch das Textilbündnis für die Arbeiter in der Textilindustrie erreicht werden." Daran müsse sich das Bündnis messen lassen. Hinzmann forderte vor allem die Umsetzung von existenzsichernden Löhnen. Er geht davon aus, dass Anfang 2018 nach einer unabhängigen Prüfung der erreichten Ziele, Aussagen über den Erfolg des Bündnisses gemacht werden können. Für die Grünen ist die Initiative nach wie vor "Augenwischerei".

Verschleppter Prozess

Verbände und Unternehmen verschleppten den Prozess, um tatsächliche Verbesserungen beim Arbeitsschutz und mehr Rechte für die Mitarbeiter in den Fabriken hinauszuzögern, sagte der Sprecher für Entwicklungspolitik der Grünen-Bundestagsfraktion, Uwe Kekeritz, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Fortschrittliche Unternehmen klagten über das niedrige Arbeitstempo. Zudem sei völlig unklar, wer die selbst gesteckten Ziele der Unternehmen kontrollieren solle und ob und wie Verstöße sanktioniert werden könnten.

Kekeritz forderte verbindliche Gesetze für Unternehmen, um die Arbeitsbedingungen in Textilfabriken in Entwicklungsländern zu verbessern. "Freiwillige Ansätze reichen nicht aus", sagte der Grünen-Politiker. Die Bundesregierung müsse Sorgfaltspflichten für Menschenrechte im deutschen Recht verankern.


Quelle:
epd