Zwei Kliniken in Aleppo von Luftangriffen getroffen

"Jegliche Hoffnung auf Frieden verloren"

Im syrischen Aleppo berichten Hilfsorganisationen von Luftangriffen auf Kinderkrankenhäuser. Sie warnen vor einer humanitären Katastrophe. Die Bundesregierung kritisierte die Gewalt scharf.

Zerstörung in Aleppo / © Zouhir Al Shimale (dpa)
Zerstörung in Aleppo / © Zouhir Al Shimale ( dpa )

"Nicht nur aus Aleppo, auch aus anderen Teilen des Landes, etwa aus Idlib und Homs, erreichen uns Berichte heftiger neuer Angriffe und brutaler Gewalt - so wurden in den letzten Tagen dabei erneut mehrere Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen schwer beschädigt oder zerstört", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Donnerstag in Berlin. Er verurteile "diese neuen Auswüchse der Gewalt in aller Form".

Nach Berichten der Malteser sowie von Ärzte ohne Grenzen waren allein am Mittwoch bei Luftangriffen auf Aleppo zwei Kinderkrankenhäuser getroffen worden. Ärzte ohne Grenzen sprach am Donnerstag von rund 1.500 Kindern in Ost-Aleppo, die dringend spezialisierte medizinische Versorgung benötigten.

Malteser: Patientenversorgung im Keller

Nach Angaben der Malteser werden die Patienten in dem Krankenhaus, das das Hilfswerk unterstützt, seit Wochen im Keller des Gebäudes versorgt; mehr Sicherheit vor den dauernden Luftangriffen sei nicht möglich. "Unsere Partner haben jegliche Hoffnung auf Frieden verloren. Die Arbeit der Ärzte und Schwestern im Krankenhaus ist eines der wenigen verbleibenden Zeichen der Barmherzigkeit und Menschlichkeit", sagte Janine Lietmeyer, Malteser-Länderkoordinatorin für Syrien und die Türkei.

Oxfam warnte angesichts der Luftangriffe vor einer neuen humanitären Katastrophe in Aleppo. Mehr als 250.000 Menschen seien seit fast vier Monaten eingeschlossen und hätten kaum noch etwas zu essen und zu trinken. Treibstoff, der für Wasserversorgung, medizinische Einrichtungen sowie zu Heizzwecken benötigt werde, sei Mangelware. Dies drohe die Lage angesichts des bevorstehenden Wintereinbruchs weiter zu verschärfen.

Tausende Kinder betroffen

Im belagerten Osten Aleppos leben noch etwa 250.000 Menschen, darunter auch viele Kinder. Rund 1.500 Jungen und Mädchen benötigten derzeit spezialisierte medizinische Versorgung, die nicht verfügbar sei, erklärte "Ärzte ohne Grenzen". In der Kinderklinik arbeiteten noch zwei Kinderärzte und zwei Medizinstudenten, einen Kinderchirurgen gebe es nicht mehr.

Allein vom 22. September bis zum 19. Oktober wurden den Angaben zufolge mehr als 130 Kinder bei Luftangriffen getötet und mindestens 468 verletzt. Viele Kinder sterben aber auch, weil Medikamente, Intensivstationen und Personal fehlen oder weil die Menschen wegen der Kämpfe nicht aus dem Haus können. Alle acht verbliebenen Kliniken im Ost-Aleppo wurden laut "Ärzte ohne Grenzen" in den vergangenen vier Monaten beschossen. Höchstens 32 Ärzte befinden sich noch in den Kliniken.

Im syrischen Bürgerkrieg unterstützt Russland das Assad-Regime mit Luftangriffen. Auch der Iran gehört zu den Unterstützern des Regimes. Die USA dagegen helfen gemäßigten Rebellen. In dem Konflikt kämpfen auch Terrormilizen. Der Krieg begann 2011. Hunderttausende Menschen starben, Millionen sind auf der Flucht.


Quelle:
KNA , epd