Was unterscheidet die beiden Vereinigungen? Traditionalisten sind Anhänger der katholischen Kirche, die sich gegen die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) wenden. Zu unterscheiden ist zwischen Gruppierungen, die sich in kämpferischem Widerspruch zur nachkonziliaren Kirche sehen, und denen, die zwar traditionalistisch denken, aber mit Rom verbunden bleiben wollen.
Piusbrüder: Exkommunikation aufgehoben, aber keine Einigung
Am bekanntesten ist die Gemeinschaft, die um den 1988 exkommunizierten Erzbischof Marcel Lefebvre (1905-1991) entstand. Dieser hatte 1976 gegen ein päpstliches Verbot Priester geweiht und damit die Priesterbruderschaft St. Pius X. innerkirchlich isoliert.
Die dadurch ausgelöste Auseinandersetzung erreichte 1988 mit der Weihe von vier eigenen Bischöfen und der Exkommunikation der Beteiligten ihren Höhepunkt. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hob diese Exkommunikation zwar 2009 auf; zu einer theologischen Einigung ist es aber nicht gekommen.
Der Protest der Lefebvre-Anhänger richtet sich vordergründig gegen die Liturgiereform des Konzils. Im Kern lehnen sie aber das erneuerte Kirchenverständnis, die Ökumene und die Religionsfreiheit ab. Insgesamt werfen sie der römisch-katholischen Kirche vor, mit den Konzilsbeschlüssen die Tradition der Kirche zu zerstören. Sie tun dies aber in subjektiver Treue zum Papst in Rom, für den sie auch in ihren Messen beten.
Petrusbrüder: Traditionalisten wieder in die Kirche integrieren
Konzilskritisch und objektiv papsttreu ist eine zweite Strömung der Traditionalisten. Dazu gehört die Priesterbruderschaft St. Petrus, die 1988 auf Initiative von Papst Johannes Paul II. gegründet wurde. Sie soll traditionalistischen Katholiken eine Heimat bieten und sie in die Kirche integrieren. Weitere Vertreter dieser Strömung sind die Una-Voce-Bewegung oder die Abtei Le Barroux in Südfrankreich.
Neben diesen beiden Hauptströmungen gibt es am ultrakonservativen Rand weitere kleine Gruppen, die mit ihrer Kritik noch weiter gehen als die Piusbruderschaft. Dazu zählen die "Sedisvakantisten", die alle Päpste nach Pius XII. (1939-1958) für modernistische Häretiker halten und daher den Stuhl Petri seit 1958 als unbesetzt (vakant) ansehen.