Reaktionen auf Bätzing-Vorschlag zu interreligiösem Feiertag

Zwischen Lob und Skepsis

Bischof Georg Bätzing hat sich vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie für einen interreligiösen Feiertag in Deutschland ausgesprochen. Wie kommt dieser Vorschlag bei anderen Religionsgemeinschaften an? Die Reaktionen sind gemischt.

Gemischte Reaktionen auf Bätzings Feiertags-Vorschlag / © Pra Chid (shutterstock)
Gemischte Reaktionen auf Bätzings Feiertags-Vorschlag / © Pra Chid ( shutterstock )

Der Rabbiner Andreas Nachama sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), ein interreligiöser Feiertag sei ein "positiver Vorschlag, der zu einem sehr guten Austausch führen kann". Er könne sich konkrete Gespräche mit Vertretern von Judentum, Christentum und Islam zu einem solchen Ruhetag noch in diesem oder im nächsten Jahr vorstellen.

Denkbar wäre aus Sicht von Nachama, an einem solchen Feiertag Aspekte von Frieden, gesellschaftlichem Miteinander und Gleichberechtigung in den Mittelpunkt zu stellen. So könnten Gemeinsamkeiten unterstrichen werden. Es könnten zum Beispiel Gottesdienste und Gebete in Synagogen, Kirchen und Moscheen und gegenseitige Besuche stattfinden, schlug der jüdische Präsident des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vor.

Schuster sieht Vorschlag eher skeptisch

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sagte der KNA, es sei zwar zu begrüßen, dass Bätzing eine Debatte über ein gesellschaftliches Innehalten anstoße. "Wir stehen einem interreligiösen Feiertag allerdings eher skeptisch gegenüber."

Jüdische Feiertage seien in der Regel biblisch, wenige nach-biblisch oder neuzeitlich. "Es stünde uns nicht an, einen Feiertag zu schaffen, der einen religiösen Charakter hat." Für einen Tag des Innehaltens würden sich aus Schusters Sicht etwa Aktionen wie ein "Tag der offenen Gotteshäuser" eignen, der interkonfessionell gestaltet werden könne.

Mouhanad Khorchide hingegen lobte Bätzings Idee. "Damit sich aber auch nichtreligiöse Menschen angesprochen fühlen, wäre es nicht besser, von einem interreligiösen und zugleich zwischen-weltanschaulichen Feiertag zu sprechen?", sagte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie der Uni Münster der KNA. Spiritualität könne dabei jeder auf seine Art entfalten.

Bätzing: Tag des Wir-Gefühls und der Besinnung

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hatte sich in einem Beitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" für einen interreligiösen Feiertag in Deutschland ausgesprochen. Ein Tag des Wir-Gefühls und der Besinnung wäre gut für Deutschland, schreibt der Limburger Bischof vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie.

Angesichts einer Zukunft, die bedroht sei durch Segmentierung und Spaltungen, werde alles kostbar, was den Zusammenhalt fördert: "Wäre ein solcher Tag des Wir-Gefühls und der Besinnung für Gläubige und Ungläubige nicht ein wunderbares, heilendes Zeichen?"


Quelle:
KNA