15.01.2023 | 20:00 - 22:00 | Musica

Daniel Barenboim verbindet ganze Völker mit Musik

Rückzug des Visionärs

Der Dirigent Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin / © Benjamin Petit (dpa)
Der Dirigent Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin / © Benjamin Petit ( dpa )

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In Argentinien geboren, aufgewachsen in Israel, seit Jahrzehnten auf allen Konzertbühnen der Welt zuhause: der israelisch-argentinische Dirigent Daniel Barenboim steht auch mit seiner persönlichen Biographie für die Grenzenlosigkeit der Musik. Wer miteinander musiziert, bekriegt sich nicht - etwas vereinfacht ausgedrückt ist das der Gedanke hinter einer spektakulären Orchestergründung Barenboims vor über 20 Jahren.

Ein Orchester als Friedensprojekt

1999 gründeten Daniel Barenboim, Edward Said und Bernd Kauffmann das West-Eastern Divan Orchestra, für das er in Berlin eine Akademie aufgebaut hat. Das besondere bei diesem Orchester: Junge Israelis und Araber spielen zusammen – und so ist ein ungemein erfolgreiches Friedensprojekt enstanden, das aber auch musikalisch zu überzeugen weiß.

Regelmäßig unternimmt Barenboim Konzertreisen mit den Musikern, die über das gemeinsame Musizieren die politischen Konflikte zwischen sich überwinden oder zumindest Verständnis für die jeweils andere Position entwickeln. Die entscheidende Aussage ist: der Nah-Ost-Konflikt wird nicht über Waffen, sondern nur über Dialog und Verständnis gelöst werden.und setzt sich für friedliche Lösungen im Nahostkonflikt ein.

Das "West-Eastern Divan Orchestra" gastiert mittlerweile weltweit. Auch in Köln haben die jungen Musiker nachhaltig Eindruck hinterlassen, vor allem im Jahr 2011.

Konzert mit der Kölner Dommusik

Zum damals 25jährigen Jubiläum der Kölner Philharmonie spielte das Orchester unter der Leitung von Daniel Barenboim innerhalb weniger Tage alle 9 Sinfonien des Bonner Komponisten Ludwig van Beethoven in dem Konzertsaal. Glänzender Abschluss war die 9. Sinfonie zusammen mit der Kölner Dommusik, genauer gesagt mit dem Vokalensemble Kölner Dom. Diese Konzerte erschienen anschließend unter dem Stichwort "Beethoven für alle" als CD-Sammlung.

Gesundheitliche Probleme

Seit Jahrzehnten dirigiert Barenboim alle großen Orchester weltweit, einen besonderen Bezug hat er zu Berlin. Denn seit 1992 ist er Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin. Im Herbst 2000 wurde er vom Orchester der Staatskapelle Berlin zum Chefdirigenten auf Lebenszeit gewählt.

Doch nun zu Beginn des neuen Jahres kündigte der 80jährige an, aufgrund von gesundheitlichen Problemen sein Amt als Generalmusikdirektor und Leiter der Staatskapelle zum 31. Januar zu beenden.

Umjubelt, aber auch Vorwürfe

Zuvor hatte es außerdem immer wieder Kritik an seinem ruppigen Umgang mit einigen Musikerinnen und Musikern sowie Mitarbeitern gegeben. Auch wenn diese Vorwürfe bis heute nicht restlos ausgeräumt werden konnten, bleibt neben der musikalischen Qualität vor allem sein Bemühen um Völkerverständigung über alle Kultur- und Religionsgrenzen hinweg.

Eigentlich ist der 1942 geborene Barenboim Pianist. So begann seine Karriere als pianistisches Wunderkind, das schon mit sieben Jahren öffentlich auftrat und ab dieser Zeit nur noch mit musikalischen Weltstars zu tun hatte und bald selbst einer wurde - doch nun muss der gefeierte Pianist und Dirigent kürzer treten. Doch auch wenn er für den Posten des Generalmusikdirektors nicht mehr die nötige Energie hat, wie er sagt; als Musiker auftreten will Barenboim auch weiterhin.

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