Im Sockel des berühmten Beethoven-Denkmals auf dem Bonner Münsterplatz hat Ernst Julius Hähnel vier Reliefs mit allegorischen Darstellungen von Musikgattungen gestaltet, die bedeutend für Beethoven sind: Symphonie, Oper, Klaviermusik und schließlich die geistliche Musik. Diese wird verkörpert durch die heilige Cäcilia, die Schutzpatronin der Kirchenmusik, Orgel spielend - ganz wie es schon der junge Ludwig van Beethoven im nahe gelegenen Bonner Münster tat.
Die Aussage ist für den Kirchenmusiker und katholischen Priester Wolfgang Bretschneider eindeutig: "Die religiösen Werke gehören wesentlich zu Beethoven", sagt der emeritierte Professor für Liturgik und Kirchenmusikgeschichte. Doch nahm ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Interesse an diesen Kompositionen ab. "Sie passten nicht in die gesellschaftliche Landschaft der aufgeklärten Bürger, der freiheitsliebenden und selbstbewussten Menschen", so der Bonner Geistliche. Dabei habe der Komponist aus dem Glauben heraus "gelebt, gekämpft, gearbeitet, Zeugnis gegeben".
Als sein gelungenstes Werk betrachtete Beethoven die "Missa solemnis", opus 123. Für die zwischen 1819 und 1823 komponierte D-Dur-Messe betrieb er intensive Forschungen in Theologie und Gregorianik, besorgte sich eine Übersetzung der lateinischen Texte, um sicherzugehen, dass jedes einzelne Wort richtig vertont wurde. Er wollte deren ursprünglichen Sinn erschließen für die Zuhörer - ob gläubig oder nicht, so Bretschneider.
Bereits mit zwölf Jahren war er stellvertretender Bonner Hoforganist mit dem Titel "Vikar Beethoven". In Wien war er kein Kirchgänger, hatte aber Kontakt zu Geistlichen, so Bretschneider. Vor seinem Tod am 26. März 1827 in Wien empfing Beethoven die Sterbesakramente und verlangte ausdrücklich eine katholische Beisetzung.
"Wer sich gründlich mit seinem Schaffen beschäftigt, ist erstaunt, dass das Thema Religion für den Aufklärer Beethoven ein permanentes war", fasst Bretschneider zusammen. "Es zog sich wie ein Roter Faden durch sein Leben und seine Werke, auch durch die sogenannten weltlichen", so der Professor.
"Die Leute sollen nicht weinen vor Rührung, sondern die Musik soll Feuer aus ihren Köpfen schlagen", zitiert Bretschneider den Komponisten. Beethoven habe sich Frieden und Menschlichkeit gewünscht - aber auf dem Fundament des Christentums.