Vom Beginn an war die Stadt das Wirkungsfeld der Kirche. Die ersten christlichen Missionare, allen voran Paulus, wählten die Städte für ihre Tätigkeit. Das Christentum war damit lange eine „Stadtreligion“. Heute gilt dies wieder – und zwar mehr denn je.
Volkskirchliche Strukturen verlieren in der Stadtgesellschaft an Bedeutung. Die Zahl der Menschen, die den Kontakt zu einer Pfarrgemeinde suchen oder gar in ihr verwurzelt sind, sinkt. Das Konzept der Citypastoral setzt genau hier an.
Seit dem Ende der 1980er Jahre wurden in den Städten neue Seelsorgestellen eingerichtet, um am Puls der Zeit und der Menschen zu bleiben. Hauptansatz des Citypastoral-Konzepts: Die Kirche kommt zu den Menschen. Sie begibt sich dorthin, wo sich die Menschen in ihrem Alltag aufhalten. Das können verschiedenste Orte oder Anlässe sein: der Bahnhof, eine Einkaufspassage, der Weihnachtsmarkt oder ein Theaterfestival.
2030 werden in Deutschland fast 80 Prozent aller Menschen in Städten leben. Die Stadt folgt eigenen Gesetzen. Sie ist überbordend von Angeboten und Verlockungen, aber sie ist auch ein schnelllebiges Phänomen. Hinzu kommt: Viele Menschen machen in den Zentren der Städte nur vorübergehend Station.
Die Citypastoral lässt sich auf die Bedingungen der Stadt ein. Sie ist eine passagere, flüchtige, bewegliche Pastoral. Sie lebt von der Kurzzeitigkeit des Kontakts. Sie ist eine Einladung im Vorübergehen. Ein zeitlich begrenztes Angebot, das ermutigt, Kirche in der Stadt aufzuspüren und auszuprobieren. Citypastoral ist deshalb gerade für Menschen interessant, die sich bisher nicht der Kirche zugehörig fühlten.
Citypastoral wirkt der Anonymität in der (Groß-)Stadt entgegen. Sie schafft Räume für Begegnung. Sie kommt dem Bedürfnis des urbanen Menschen nach Geborgenheit und Halt entgegen, nach Entschleunigung, Gerechtigkeit, Echtheit und Tiefe. Citypastoral eröffnet Räume der Begegnung und bietet Zeiten der Unterbrechung in der Stadt.
Die Stadt und ihre Bewohner sind vielfältig, widersprüchlich. Auch die Citypastoral lebt von der Vielfalt ihrer Ausdrucksformen und sieht sich vor die Aufgabe gestellt, sich immer wieder neu zu erfinden.
(Quelle: Broschüre Citypastoral, Erzbistum Köln, 2019)