Die vierzigtägige Vorbereitungszeit auf Ostern ist geprägt durch den Dreiklang von Fasten, Gebet und Werken der Liebe. In der landläufigen Wahrnehmung der Fastenzeit treten nicht selten die Elemente des Gebets und der Werke der Nächstenliebe in den Hintergrund.
Dabei gehören sie unverzichtbar mit dazu. Denn so wichtig und hilfreich Vorsätze zum Fasten sind, so sehr stehen sie für sich allein genommen in der Gefahr, dass die Person, die fastet, dabei doch um sich selbst kreist, weil sie die Konzentration vor allem auf sich selbst richtet. Das ist Fasten als Selbstoptimierung. Damit wird aber der eigentliche Sinn des Fastens ins Gegenteil verkehrt. Denn der freiwillige Verzicht soll dazu helfen, freier zu werden von sich selbst und sensibler für die Anderen, das heißt für Gott und die Menschen.
In diesem Sinn möchte ich Sie anregen, in der diesjährigen Fastenzeit neben dem traditionellen Verzicht auf Nahrung und Genussmittel Ihre Aufmerksamkeit besonders auf die "Werke der Liebe" zu richten. Wenn wir uns im Sinne unserer Diözesansynode um Erneuerung bemühen wollen, dann könnten wir als einzelne und als Gemeinden in der diesjährigen Fastenzeit unsere diakonische Sensibilität und unser diakonisches Engagement stärken.
Das kann etwa konkret dadurch geschehen,
- dass ich mich, vom Beispiel Jesu inspiriert, einem Menschen mit Interesse zuwende, der mich ansonsten nicht interessieren würde;
- dass ich mich in die Überzeugung einübe, dass ein Mensch, der von mir Hilfe erwartet, nicht nur ein Hilfsbedürftiger ist, sondern eine Person mit eigenen Fähigkeiten und Ideen, die auch etwas beizutragen hat;
- dass ich mich am Ende eines Tages frage, welchem Menschen außerhalb meines Familien- und Freundeskreises ich heute zu leben geholfen habe;
- dass eine Gruppe der Gemeinde eine Einrichtung der Caritas oder der Zivilgemeinde besucht, in der Menschen sind, die besondere Schwierigkeiten zu bewältigen haben oder im "toten Winkel" unserer Gesellschaft leben.