Ist die "Kathedrale aus Müll" des Ein-Mann-Erbauers Don Justo Gallego Martinez bei Madrid wirklich eine Kathedrale? Nein. Denn der Begriff bezeichnet Bischofskirchen, von lateinisch "cathedra", (Bischofs-)Stuhl. Der korrekte Name für Don Justos bizarres Bauwerk wäre "Basilika", der ursprünglich eine Königs- oder Gerichtshalle und seit der Spätantike ein mehrschiffiges Kirchengebäude bezeichnet.
Weitere begriffliche Verwirrung schafft oft das volkstümliche Wort "Dom". Auch dieses bezeichnet nicht immer eine Kathedrale (wie etwa in Köln, München oder Speyer), sondern heißt ursprünglich lediglich lateinisch "domus", Haus (Gottes). Bekannte Beispiele von Nicht-Kathedralen sind der "Bergische Dom" in Altenberg bei Köln, eine frühere Klosterkirche der Zisterzienser, oder der "Willibrordi-Dom", die evangelische Hauptpfarrkirche im niederrheinischen Wesel.
Und dann gibt es noch Kathedralen, die als "Münster" bezeichnet werden, etwa in Straßburg. "Münster" ist ein Lehnwort des lateinischen monasterium (Kloster). Ursprünglich bezeichnete der Begriff eine Kirche, die nicht zu einer Pfarrei, sondern zu einem Kloster oder Stift gehörte. "Münster" wurden zuweilen so genannt, weil auch deren Domkapitel ursprünglich in klosterähnlicher Gemeinschaft lebten.
Ab dem 13. Jahrhundert wurde der Begriff regional allgemeiner für große Kirchen verwandt, so dass im oberdeutschen Sprachraum auch einige große Stadtpfarrkirchen als "Münster" bezeichnet wurden, so in Ulm und Freiburg. Erst seit 1827 ist das "Freiburger Münster" die Kathedrale des 1821 neu errichteten Erzbistums Freiburg. (18.09.2020/kna)