Lebenslaufpolitik

Kompass fürs Leben / © Eakachai Leesin (shutterstock)

Der Begriff Lebenslaufpolitik geht davon aus, dass es in modernen Gesellschaften stark vereinheitlichte Lebenslauf-Muster gibt. Es setzte sich eine typische Abfolge von Lebensphasen von der Ausbildung bis zur Rente durch, die das Leben des einzelnen Bürgers stark prägten und zeitlich ordneten. Diese Norm wird allerdings in den vergangenen Jahren immer brüchiger.

Für Deutschland diagnostizieren Wissenschaftler eine weit stärkere Ausrichtung auf das Erwerbsleben als im angelsächsischen Raum.

Soziales Sicherungssysteme wie die Rente oder Versicherungen werden vom beruflichen Einkommen bestimmt. Das lange vorherrschende bürgerliche Familienmodell war auf die finanzielle Existenzsicherung der Familie allein durch den Mann festgelegt.

Dieses Lebenslaufmuster gerät aber zunehmend unter Druck: durch die Vielfalt der Lebensformen, Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitarbeit sowie das steigende Lebensalter der Bürger. Gerade für gut ausgebildete junge Frauen ist es schwierig, Berufseinstieg und Familiengründung zu verbinden. Berufliche und private Entscheidungen müssen heutzutage in einer Situation weiter gehender Ungewissheit über die möglichen Folgen der verschiedenen Optionen gefällt werden.

Ziel einer modernen Lebenslaufpolitik ist es deshalb, einen neuen Ordnungsrahmen zu entwickeln, der für eine Gesellschaft langen Lebens, eine Vielfalt von Lebensentwürfen und Berufsverläufen geeignet ist. Konkret geht es etwa um familienfreundlichere Arbeitszeiten, Freistellungen für Kindererziehung und Pflege der Eltern, einen besseren Wechsel zwischen beruflichen und familiären Phasen, lebenslange Bildung und eine Förderung von ehrenamtlichem Engagement.

(kna)