Die "Loretto Gemeinschaft" ist eine neue geistliche Bewegung in der katholischen Kirche. Als bisher einzige derartige Organisation ist sie in Österreich entstanden. Die dortige Bischofskonferenz hat sie 2017 als "private kirchliche Vereinigung" anerkannt. Der Name bezieht sich auf den italienischen Wallfahrtsort Loreto, wo auf Basis einer Legende das "Haus Mariens" verehrt wird.
Gegründet wurde die Gemeinschaft 1987 von dem Katholiken Georg Mayr-Melnhof. Nach eigener Darstellung hat er als 17-Jähriger eine tiefgreifende Bekehrung im Wallfahrtsort Medjugorje erlebt.
Mayr-Melnhof entstammt einer Industriellenfamilie, seit 2001 ist er als Pastoralassistent beim Erzbistum Salzburg angestellt. Als seine Mission benennt er, "leidenschaftliche, brennende Youngsters, ansteckend coole und gleichzeitig im Heiligen Geist gesalbte junge Männer und Frauen" zu formen, "die sich voll und ganz im Reich Gottes einsetzen".
Aus den Freikirchen bekannte evangelikale Praktiken mischen sich bei Loretto mit traditioneller katholischer Frömmigkeit. Die Mitgliedschaft konstituiert sich durch eine jährlich erneuerte "bewusste Entscheidung für Jesus". Die Gemeinschaft wendet sich gegen Sex vor und außerhalb der Ehe, wie es offizieller katholischer Lehre entspricht.
Loretto finanziert sich nach eigenen Angaben allein durch Spenden. Die Mitglieder werden angehalten, einen Teil ihres Gehalts an die Gemeinschaft abzuführen.
Der Bewegung gehören nach eigenen Angaben derzeit (September 2021) 700 Mitglieder an. Ihre Internetseite verzeichnet Gebetsgruppen außer in Österreich auch in Norditalien, Ungarn, der Schweiz und Süddeutschland, außerdem eine WG in London.
In Salzburg errichtete Loretto 2014 seine erste "Jüngerschaftsschule". Für 700 Euro im Monat ziehen junge Erwachsene für neun Monate in eine WG, um ihre Beziehung zu Jesus zu vertiefen und ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Der Slogan lautet "Jüngerschaft und Leadership rund um Küchentisch". Das gibt es auch in Wien und nun in Passau.
Öffentlich stärker wahrgenommen wird die Gemeinschaft durch die "Feste der Jugend" zu Pfingsten in Salzburg, an denen seit 20 Jahren stets mehr Personen teilnehmen. Zum letzten Treffen vor der Corona-Pandemie kamen rund 9.000 junge Menschen. Bei diesen mehrtägigen Festivals werden Workshops, Vorträge und Gottesdienste mit rockig-poppiger Musik und Lichteffekten kombiniert. (kna/04.10.2021)