Präsidentenpaar Bush empfängt den Papst im Weißen Haus

"Ich komme als Freund"

Mit einem offiziellen Begrüßungszeremoniell und einer bunten Gratulations-Cour auf dem Rasen des Weißen Hauses hat am Mittwoch der Besuch von Benedikt XVI. in den USA begonnen. Präsident George W. Bush gratulierte zusammen mit Gattin Laura und 10.000 geladenen Gästen dem Papst zum 81. Geburtstag.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Bush würdigte ihn als moralische Weltautorität und als Vorkämpfer für Frieden, Freiheit und Lebensschutz. Benedikt XVI. appellierte an das religiöse Erbe der USA, lobte die Großzügigkeit der Amerikaner und erinnerte sie an ihre Verantwortung als Weltmacht für die Nöte und Herausforderungen der Welt.

Das stramme Begrüßungszeremonie mit den obligatorischen 21 Kanonenschlägen und Fanfaren fiel zu Ehren des Kirchengastes und seines Feiertags besonders farbenprächtig aus. Schon im Vorprogramm spielte die Militärkapelle nicht nur stramme Märsche, sondern auch sakrale Barockmusik. Nach den Nationalhymnen von Vatikan und USA defilierten die Old Guard Fife and Drum Corps in historischen Uniformen vor der Ehrentribüne. Strahlend hörte sich der Papst den Song «Glory Halleluja» an. Sichtlich gerührt war er, als zum Abschluss ein Kinderchor «Happy Birthday» intonierte, der Präsident mitsang und die 10.000 Gäste applaudierten.

Aber es war keinesfalls ein päpstliches Familienfest im Hause Bush, sondern der Auftakt zu einer intensiven und auch ernsten Pastoralreise. Benedikt XVI. sparte in seiner Begrüßungsrede nicht mit Lob für die USA; seit den Tagen der Gründerväter und bis heute orientierten sie ihre Politik an Religion, Moral, Werten, an Naturrecht und christlichem Menschenbild. Der Papst vertraue darauf, dass die Amerikaner auch künftig an der Religion, an den Idealen von Freiheit, Demokratie, Gleichheit aller Menschen und der Achtung der unveräußerlichen Menschenwürde festhielten und weiter ihre Verantwortung als Großmacht für die Welt und für Menschen in Not wahrnähmen. Freiheit bringe auch Verantwortung mit sich, und Demokratie müsse auf Werten gegründet sein, mahnte er.

Benedikt XVI. ging nicht auf aktuelle Streitthemen zwischen dem Vatikan und der USA ein: etwa die Irak-Kriege, die sein Vorgänger und er strikt abgelehnt hatten. Nicht auf die Todesstrafe, zu deren entschiedenste Gegnern die Kirche zählt. Nicht zur Debatte um Abtreibung und Sterbehilfe, nicht zu «Homo-Ehe» oder Sexualmoral - bei denen er den scheidende Präsidenten auf seiner Seite weiß, nicht aber die Mehrheit der Bevölkerung und auch nicht alle Katholiken.
Erst recht vermied der Papst alles, was als Einmischung in den Präsidentschaftswahlkampf gedeutet werden könnte.

Dennoch enthielt die Rede des Papstes unmissverständliche
Erwartungen: Er forderte eine Lösung internationaler Konflikte durch Diplomatie - eine unmissverständlicher Wink Richtung Irak. Und er forderte mehr Gewicht für die UNO - eine Absage an politische Alleingänge der USA. Etwas detaillierter dürfte es dazu beim anschließenden vertraulichen Gespräch des Papstes mit dem Präsidenten zugegangen sein. Auch die Situation der Migranten aus Lateinamerika dürfte dort eine Rolle gespielt haben, wie der Papst schon am Vortag angekündigt hatte. Natürlich hat die Kirche keine Patentrezepte zur Einwanderungspolitik. Es gehe ihr aber um den Menschen und seine Würde - auch in Notsituation.

Mit keinem Wort klang beim offiziellen Staatsakt der kirchliche Missbrauchs-Skandal an. Dieses Problem wollte Benedikt XVI. bei seinen Treffen mit Kirchenvertretern, am Nachmittag mit den Bischöfen der USA, vor allem aber am Samstag mit Priestern und Ordensleuten ansprechen. Unweit des Weißen Hauses demonstrierten freilich schon etwa 30 bis 40 Personen gegen den Priesterzölibat und gegen die Skandale der vergangenen Jahre.

Nach dem Empfang im Weißen Haus zog sich Benedikt XVI. in seine Residenz, die Apostolische Nuntiatur, zur eigentlichen Geburtstagsfeier zurück. Der beste Italiener am Ort hatte Spezialitäten angerichtet, eine Pasta nach dem Rezept seiner Großmutter und eine «ganz besondere» Geburtstagstorte. Die Teilnahme am Gala-Diner des Präsidenten zu Ehren des Papstbesuchs überließ Benedikt XVI. den US-Bischöfen.

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