Tag der Indigenen Völker: Ein Entwicklungsfonds soll Ecuadors Regenwald retten

Hoffnung für Urvölker

Die Tier- und Pflanzenwelt in dem rund 10.000 Quadratkilometer großen Yasuní-Nationalpark in Ecuador ist mit seiner Flora und Fauna vielfältig. Außerdem ist das Gebiet Heimat für die Huaorani-Indianer und zwei Urvölker, die Tagaeri und die Taromenane, die den Kontakt mit der westlichen Zivilisation meiden. Auf ihre Situation wird heute, dem Tag der Ureinwohner, aufmerksam gemacht.

Autor/in:
Gerhard Dilger
 (DR)

Kaum ist der tiefrote Sonnenball hinter den Baumkronen versunken, bietet sich im ecuadorianischen Amazonasgebiet ein beeindruckendes Schauspiel: Dicht über der Oberfläche des Río Napo segeln Hunderte blauer Reiher entlang. Zwei Delfine tollen in der Mitte des Flusses. Kreischende Affen springen durch das Geäst.

Doch das Paradies ist bedroht: In den vergangenen 40 Jahren haben Konzerne durch die Ölförderung Landstriche im Osten Ecuadors stark zerstört. Auch Holzfäller dringen immer wieder in den Nationalpark ein. Schlimmer noch ist die Situation im benachbarten Peru, wo die Regierung die Erschließung der Amazonas-Ölquellen mit aller Kraft vorantreibt. In Ecuador dagegen scheint ein bahnbrechender, von einheimischen Umweltgruppen entwickelter Vorschlag den Indigenen eine neue Perspektive zu eröffnen.

Es geht um rund 20 Prozent der landesweiten Erdölreserven
Dabei geht es um rund 20 Prozent der landesweiten Erdölreserven, knapp eine Milliarde Barrel, die im östlichen Zipfel des Yasuní-Nationalparks, dem sogenannten Ishpingo-Tambococha-Tibutini-Korridor (ITT), liegen. Die ecuadorianische Regierung wolle dafür sorgen, dass dieses Öl im Boden bleibe, kündigte bereits vor zwei Jahren Präsident Rafael Correa an.
Dafür müsse aber die internationale Gemeinschaft als Gegenleistung einen Teil der eigentlich möglichen Einkünfte aufbringen, rund 350 Millionen Dollar im Jahr, forderte der Linkskatholik.

Für das ehrgeizige Projekt scheint der Durchbruch nun zum Greifen nahe. Im Juni habe die deutsche Regierung in Aussicht gestellt, jährlich bis zu 50 Millionen Euro beizusteuern, berichtete der Unternehmer Roque Sevilla, der im Auftrag der Regierung in den Industrieländern für das Projekt wirbt. Auch aus Spanien, Italien, Holland und den USA gebe es bereits "sehr positive Reaktionen". Die Mittel sollen in einen Fonds bei der Interamerikanischen Entwicklungsbank oder der UN eingezahlt werden. Mit den Zinsen könnten dann die Ecuadorianer den Erhalt von Naturschutzgebieten, Wiederaufforstungsprogramme, den Ausbau erneuerbarer Energien und Sozialprojekte finanzieren.

Sobald genügend Länder ihre Unterstützung signalisieren, könne der Fonds starten, sagt Erich Stather, Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium. Allerdings müsse Quito noch technische und juristische Fragen klären, etwa: "Wie garantiert man, dass nach 20 Jahren nicht eine andere Regierung die Erdölförderung aufnimmt?"

Skeptische Urvölker
Optimistisch ist auch Ute Koczy, die entwicklungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen: "Die letzte Version des Vorschlags ist präziser und vorwärtsgewandter denn je." Koczy setzt sich seit zwei Jahren für den Fonds ein und hofft, dass er bis zur UN-Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen eingerichtet wird.

Dagegen sind die Urvölker, deren Verhältnis zu Staatschef Correa als angespannt gilt, skeptischer: "Öl ist Öl", meint Marlon Santi vom Indígena-Dachverband CONAIE und verweist auf die Erfahrungen mit der Ölförderung und der damit einhergehenden Korruption. Doch auch er äußert sich positiv: "Es wäre toll, wenn das funktionieren würde."

Manuela Ima vom Huaorani-Frauenverband will die Ölkonzerne ganz aus Amazonien verbannen und betont: "Alles, was hier unternommen wird, müsste mit uns abgesprochen werden". Von der Regierung fordert die 38 Jahre alte Aktivistin vor allem Maßnahmen im Gesundheits- und Bildungsbereich. Diese könnten durch die Klimaschutzgelder aus dem ITT-Yasuní-Fonds finanziert werden.