Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke , sagte, dass die erste muslimische Ministerin bei ihrer Vereidigung die Formel «so wahr mir Gott helfe» gesprochen habe, sei «ein richtiges Signal», sagte Jaschke, der in der Deutschen Bischofskonferenz für den Interreligiösen Dialog zuständig ist, in einem vorab veröffentlichten Interview der Zeitung «Die Welt» (Donnerstag).
Jaschke betonte, Muslime und Christen seien im Glauben an den einen Gott verbunden. Er nannte Özkans Schritt «ein gutes Beispiel für die Integration gläubiger Muslime in unsere Gesellschaft». Es zeige, wie Muslime ohne ihren Glauben aufzugeben, als religiöse Menschen gesellschaftliche Verantwortung übernähmen. Der Bischof bewertete es als «gutes Zeichen, dass die CDU einer Muslima den Weg in ein Ministeramt ermöglicht». Selbstverständlich stehe die neue Ministerin zu den Grundüberzeugungen und Traditionen der Partei.
Der Sprecher des katholischen Bistums Essen, Ulrich Lota, sagte dagegen, «theologisch sind der Gott der Christen und der Gott des Islam nicht gleichzusetzen». Allah heiße zwar auf arabisch Gott. Syrische Christen fügten aber, wenn sie beteten, den Zusatz «Vater unseres Herrn Jesus Christus» hinzu, um ihn vom islamischen Allah abzuheben.
EKD begrüßt religiösen Amtseid
Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat den religiös gefassten Amtseid Özkans begrüßt. «Die Situation in unserer religiös pluralen Gesellschaft ist darauf angewiesen, dass wir bei allen Differenzen zwischen Christen und Muslimen gemeinsame Überzeugungen und Schnittmengen haben», sagte der Präsident des EKD-Kirchenamtes, Hermann Barth, am Mittwoch in Hannover dem epd. «Wir sollten sie pfleglich behandeln.»
Özkan hatte ihren Eid mit der Formel «So wahr mir Gott helfe» beschlossen. Sie war am Dienstag als erste muslimische Ministerin in Deutschland im Landtag in Hannover vereidigt worden. In einer persönlichen Erklärung hatte sie erläutert, dass sie sich als gläubige Muslimin auf den einen und einzigen Gott berufe, der dem Judentum, dem Christentum und dem Islam bei allen Unterschieden in den dogmatischen Lehren gemeinsam sei.
Barth sagte, zwischen Christen und Muslimen gebe es erhebliche Unterschiede beim Gottesbild und im Verständnis von Jesus Christus. Doch sei der Bezug auf Gott in der Eidesformel wie auch in der Präambel des Grundgesetzes nicht exklusiv an das christliche Gottesverständnis gebunden. Die Ministerin habe damit zum Ausdruck gebracht, «dass sie ihre Verantwortung in einem Horizont sieht, der über wechselnde und partikulare menschliche Interessen hinaus geht».
Auch der Geistliche Vizepräsident des hannoverschen Landeskirchenamtes, Arend de Vries, sagte, die muslimische Ministerin habe sich bei ihrem Amtseid selbstverständlich auf Gott berufen dürfen. Sie habe sich damit als Muslimin zu ihrem Glauben bekannt, was von der evangelischen Kirche natürlich respektiert werde.
Problematische Gleichsetzung
Für problematisch halte er aber ihre Gleichsetzung, wenn sie von einem Gott von Christen, Juden und Muslime spreche. «Christinnen und Christen können von Gott nur reden, indem sie Jesus Christus in den Mittelpunkt stellen. In ihm hat Gott sich den Menschen gezeigt», sagte de Vries. Darin liege eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Christentum und Islam.
Auch der Sprecher der Hannoverschen Landeskirche, Johannes Neukirch, betonte, «dass alle drei monotheistischen Religionen denselben Gott verehren, ist ein sehr unspezifisches Gottesbild».
Er fügte hinzu: «Wir Christen sehen schon einen deutlichen Unterschied zwischen unserem Gott und Allah.» Laut Islam ist Jesus lediglich ein Prophet Allahs, «für uns ist er aber Gottes Sohn. Und damit Gott gleichzusetzen». Auch das Judentum erkenne Jesus nicht als Gottes Sohn an, sagte er.
Gottesbezug bei Özkans Amtseid in der Diskussion - Jaschke: Richtiges Signal
Mein Gott, dein Gott?
Der religiöse Amtseid der neuen niedersächsischen Sozialministerin Aygül Özkan wird von den beiden großen Kirchen Deutschlands mehrheitlich begrüßt. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke spricht von einem wichtigen Signal, der Präsident des EKD-Kirchenamtes, Hermann Barth, meint , die Präambel des Grundgesetzes sei nicht exklusiv an das christliche Gottesverständnis gebunden.
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