Dem Kardinalskollegium Kirche gehören Würdenträger aus 70 Ländern an

Spiegelbild der Weltkirche

Seit Samstag gehören mit Erzbischof Woelki dem Kardinalskollegium 22 neue Mitglieder an. Dieser "Senat" der Kirche ist das höchste und wichtigste Beratergremium des Papstes, einmal wird es im Konklave seinen Nachfolger wählen. Daher soll es die Universalität der Weltkirche widerspiegeln.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

In den vergangenen 50 Jahren hat es sich von einer Domäne der Italiener oder der Europäer zu einer internationalen Repräsentanz entwickelt, mit Mitgliedern aus 70 Nationen. Benedikt XVI. setzt diesen Trend im Wesentlichen fort: Die 22 neuen Würdenträger, die er am Samstag bei der live von domradio.de ab 10.20 Uhr in Bild und Ton übertragenen Feier neu in den "Senat" der katholischen Kirche aufgenommen hat, kommen aus 14 Ländern.



Mit seinem vierten Konsistorium - nach 2006, 2007 und 2010 - hebt Benedikt XVI. das Kardinalskollegium auf ein Allzeithoch von insgesamt 213 Mitgliedern. Von denen könnten damit nur die 125 Unter-80-Jährigen an einer Papstwahl teilnehmen. Erstmals hat er jetzt die vorgeschriebene Höchstzahl von 120 potenziellen Papstwählern überschritten. Doch spätestens am 26. Juli, wenn US-Kurienkardinal James Francis Stafford das 80. Lebensjahr vollendet, ist diese Grenze wieder erreicht.



Unter diesen 125 Papstwählern bilden die Europäer mit 67 die Mehrheit, darunter 30 Italiener. Das Übergewicht erklärt sich vor allem aus der Besetzung in der römischen Kurie. Dort haben - auch unter dem "deutschen" Papst - die Italiener mehrheitlich das Sagen. Diese Leitungsposten der Kurie sind in der Regel mit der Kardinalswürde verbunden. Die zweitgrößte "Senats"-Gruppe stellen die Lateinamerikaner mit 22 Kardinälen. 15 Würdenträger kommen aus Nordamerika. Weiter gehören dem inneren Kreis des Kardinalskollegiums elf Afrikaner, neun Asiaten und ein Australier an. Im gesamten Kollegium der 213 Kardinäle kommen 119 aus Europa, 32 aus Latein- und 21 aus Nordamerika; 20 sind Asiaten, 16 Afrikaner und 4 Ozeanier/Australier.



Neun deutsche Kardinäle

Die Zahl der deutschen Kardinäle ist mit der Berufung des Berliner Erzbischofs Rainer Maria Woelki und des Kölner Jesuiten Karl Josef Becker auf neun gewachsen. Bislang gehörten dazu Walter Kasper, Joachim Meisner, Paul Josef Cordes, Karl Lehmann und Reinhard Marx sowie die Pensionäre Friedrich Wetter und Walter Brandmüller. Mehr Kardinäle gibt es neben Italien (52) nur aus den USA (19), Brasilien und Spanien (je 10). Ebenfalls neun kommen aus Frankreich, aus Polen acht.



Nachdem Benedikt XVI. in seinen ersten Konsistorien den Anteil der Europäer und vor allem der Italiener reduziert hatte, stieg er diesmal - aufgrund der vielen neuen Kurienkardinäle - wieder an. Von den 22 neuen Kardinälen bekleiden 10 Positionen an der Kurie; 4 haben das 80. Lebensjahr bereits überschritten - wie Becker. Acht der neuen kommen aus großen Diözesen der Weltkirche: vier Europäer (Berlin, Prag, Utrecht, Florenz) und je zwei Nordamerikaner und Asiaten. Afrikaner sind diesmal im Konsistorium nicht vertreten; beim letzten Mal entsandten sie drei Würdenträger.



Wegen des hohen Anteils zu nominierender Kurialen hatte Benedikt XVI. sichtlich die Qual der Wahl. Lang ist die Liste derer, die er diesmal nicht berücksichtigen konnte. So müssen Turin, Toledo und Tokio, London und Los Angeles, Manila oder Rio de Janeiro weiter auf den Kardinalspurpur für ihren Oberhirten warten. Das gilt ebenfalls für den maronitischen Patriarchen oder für den Großerzbischof der Ukrainer. Daher spricht Manches dafür, dass Benedikt XVI. bereits im nächsten Jahr erneut ein Konsistorium einberufen könnte.