Eine "geistige Umweltvergiftung" kritisierte der Kölner Kardinal Joachim Meisner. Sie lasse "die Herzen der Menschen nicht mehr atmen". Kinder, Jugendliche und Erwachsene lebten heute in einer "Einflusssphäre des unheiligen Geistes", sagte der Kardinal und verwies auf Medien, Theater und Freizeit. Was dort geboten werde, sei nicht immer gut und hilfreich.
In Berlin erinnerte Kardinal Rainer Maria Woelki beim "Ökumenischen Pfingstweg" an die Macht des Wortes. Der Heilige Geist, so Woelki in Anspielung auf das biblische Pfingstgeschehen, würde "Sprache nie als Waffe" benutzen, "nie zur Bloßstellung, zum Mobbing, zur Verzerrung der Wahrheit oder zum Eigennutz", sondern immer zur Verständigung "in Liebe und Wahrheit".
Facebook kein Maßstab
Zu einem verantwortlichen Umgang mit dem Internet rief der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick auf. Für viele drehe sich alles um die Frage, wie viele "Freunde" sie bei Facebook hätten. Doch im Leben gebe es "nicht nur Tweets und Statusmeldungen", so Schick.
Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst warnte davor, dass sich der Mensch zum "Macher" erkläre und etwa in der Gentechnik gegen Gottes Schöpfergeist verstoße. Ähnlich äußerte sich der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen.
Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst sagte, wer sich dem Geist Gottes neu öffne, erfahre Kraft zum Aufbruch aus innerweltlicher Erstarrung. Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff betonte die Bedeutung der Kirche für das Christsein. Der Slogan "Christus ja, Kirche nein" komme ihm so vor wie "Mozart ja, seine Musik nein", sagte er im Aachener Dom.
Als "die Hilfe schlechthin" bezeichnete der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann den Heiligen Geist. Sein Wirken werde erfahrbar, "wenn Menschen ihr Leben ändern, anfangen zu lieben, Gerechtigkeit und Friede in die Welt tragen". In mehreren Bistümern fanden zum Pfingstfest Priesterweihen statt.
Den Geist der Zeit prägen
Christen trügen Mitverantwortung nicht für ihre Mitmenschen in ihrem direkten Lebensumfeld, in ihrem Land und auf ihrem Kontinent, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Sonntag in seiner Pfingstpredigt. "Wenn in Bangladesch Fabriken einstürzen und Hunderte Menschen, die darin für einen Hungerlohn arbeiteten, sterben müssen, dann hat dies etwas mit uns zu tun", mahnte Zollitsch in einem Festgottesdienst zum 150-jährigen Bestehen der Benediktiner-Erzabtei in Beuron. Christen müssten sich fragen, ob sie es verantworten könnten, dass Kleidung und Nahrungsmittel zu Billigpreisen angeboten werden und dass Millionen weggeworfener Elektrogeräte zu Müllhalden in anderen Ländern würden. Die Lösung sei nicht, über den Zeitgeist zu klagen, sondern den Geist der Zeit als Christen zu prägen, forderte der Erzbischof.
Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen hat zur Wachsamkeit vor gesellschaftlichen Fehlentwicklungen aufgerufen. "Es stimmt nicht mit dem Willen Gottes überein, wenn wir aus Deutschland Waffen in Krisengebiete der Erde liefern", sagte er am Pfingstmontag im Hamburger St. Marien-Dom. "Es stimmt nicht mit dem Willen Gottes überein, wenn Embryonen erzeugt und zerstört werden für reproduktives Klonen, an dessen Ende, wenn auch in Zukunft, geklonte Menschen stehen können", kritisierte Thissen.
Ebenso widerspreche es dem Willen Gottes, die Schöpfung auszuplündern und späteren Generationen die Erde als ausgebeutete Ruine zu überlassen, so der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für das Entwicklungshilfswerk Misereor. Freundschaft mit Gott erfordere in diesen und vielen anderen Bereichen eine erhöhte Wachsamkeit.
Kardinal Marx: Gegen Ausbeutung wenden
In schwierigen Zeiten sei die Bereitschaft zu aktiver Solidarität nötig, um soziale Ungerechtigkeit und extreme Jugendarbeitslosigkeit in Europa zu überwinden, unterstrich Kardinal Reinhard Marx im Münchner Dom. Er erinnerte ebenfalls an den Fabrikeinsturz in Bangladesch und mahnte, Christen müssten sich gegen "Strukturen der Ausbeutung" wenden, von denen Unternehmer und Käufer in den reichen Ländern profitierten.
Der Paderborner Erzbischof Becker rief zu Verständigung auf. Als Glaubende stünden Christen immer mitten in der Welt, sagte Becker am Pfingstsonntag in Paderborn. «Ein weltfremdes Christsein verbietet sich da wie von selbst!» Am schlimmsten seien Feindbilder, die dauerhaft Gut und Böse oder Rechtgläubige und vom Glauben Abgefallene festlegten. Damit würden auf bedenkliche Weise Menschen ausgegrenzt, kritisierte Becker.
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck mahnte mehr Perspektiven für die Opel-Mitarbeiter nach dem Aus der Fahrzeugproduktion am Standort Bochum an. Die «Feuer falscher Wirtschafts- und Finanzplanungen» hätten die Hoffnungen vieler Menschen verglühen lassen, ihre Erwartungen auf einen sicheren Arbeitsplatz sowie auf ein mit Würde in Sicherheit gestaltetes Leben, das sie zu solidarischem Handeln ermutigt", kritisierte er.
Schneider: Gebetsaufruf
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, rief in seiner Pfingstbotschaft zum Gebet für Menschen in den weltweiten Konfliktherden auf. Schneider rief zum Gebet für Menschen in den weltweiten Konfliktherden auf. "Die brutale Gewalt in Syrien lässt unseren Atem stocken", erklärte der Theologe. Militärische Kraft könne keinen nachhaltigen Frieden bewirken: "Darum bitten wir besonders an diesem Pfingstfest um Gottes Geist für die politisch Verantwortlichen, die Kämpfenden und alle Opfer in allen Kriegsregionen." Christen sollten trotz aller Existenzängste und Enttäuschungen öffentlich für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung eintreten, fügte der Repräsentant von rund 24 Millionen Protestanten in Deutschland hinzu.
Der rheinische Präses Manfred Rekowski beklagte das häufig unentschlossene Handeln in Gesellschaft und Kirche. Der Geist der Verzagtheit sei angesichts drängender Fragen nach der Zukunft der Welt, des Landes, der Kirche oft spürbar, sagte Rekowski in seiner Predigt am Pfingstmontag in Ober Kostenz im Hunsrück.
Erzbischof Müller bei einer der größten berittenen Wallfahrten
Rund 900 Reiter haben am Pfingstmontag den traditionellen Kötztinger Pfingstritt absolviert. Auch der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, nahm an einer der größten berittenen Prozessionen Europas teil. Die reine Männerwallfahrt fand erstmals vor 601 Jahren statt. Müller hatte bereits vergangenes Jahr noch als Regensburger Bischof für den Kötztinger Pfingstritt zugesagt, an dem er seit 2004 teilnahm. Nun ist er extra aus Rom angereist.
Die in traditionellen Trachten des Bayerischen Waldes gekleideten Wallfahrer legen den sieben Kilometer langen Prozessionsweg zwischen dem oberpfälzischen Kurort und der Nikolauskirche in Steinbühl zweimal zurück. Der Brauch geht auf eine Legende zurück, wonach im Jahr 1412 einige junge Männer den Ortsgeistlichen von Kötzting auf dem Weg zu einem Sterbenden nach Steinbühl begleiteten, um ihn und das Allerheiligste vor Übergriffen zu schützen. Nach ihrer Heimkehr gelobten sie demnach, diesen Ritt jedes Jahr zu wiederholen.
Laut Angaben der Veranstalter wurde die Reiterwallfahrt bisher immer durchgeführt, ausgenommen die Zeit der Säkularisation, als sie von 1804 bis 1820 verboten war. Selbst den Nationalsozialisten sei es nicht gelungen, den christlichen Brauch zu unterbinden oder umzudeuten.
Müller erklärte als Regensburger Bischof die Wallfahrt, die zeitweise mit kirchlich unerwünschten Begleitumständen wie Zigaretten, Bierflaschen und Cowboykluft verbunden war, per Dekret zur «Eucharistischen Prozession». Zugleich hob er einen alten Erlass einer seiner Vorgänger auf, der es seit 1869 verbot, eine Monstranz mit dem Allerheiligsten mitzuführen. Diese Aufgabe übernahm Müller seither mit Ausnahme von 2005 selbst.
Pfingsten gilt als das «Fest des Heiligen Geistes» und ist nach Weihnachten und Ostern das dritte Hauptfest des Kirchenjahres. Der Name geht auf das griechische Wort «pentekoste» (der fünfzigste) zurück, weil das Pfingstfest seit Ende des vierten Jahrhunderts fünfzig Tage nach Ostern gefeiert wird.