Am Donnerstag sprachen sich sowohl der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, als auch der emeritierte Bonner Fundamentaltheologe und Jesuit Hans Waldenfels für eine Öffnung des Priesteramts für Verheiratete aus. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke verteidigte dagegen die Verpflichtung katholischer Priester zu einem ehelosen Leben.
Hanke sage am Mittwochabend in Eichstätt, er sehe "momentan kein zwingendes Argument, die Zölibatspflicht aufzuheben". Das Beispiel der evangelischen und der anglikanischen Kirche lehre, dass eine Heiratserlaubnis für Geistliche nicht automatisch den Pfarrermangel beseitige. Eine Abkehr vom Zölibat sei möglich; man dürfe darin aber nicht einen "Zauberstab zur Erhöhung der Priesterdichte" sehen.
Parolin hatte vergangene Woche erklärt, es sei möglich, über eine Änderung dieses Kirchengesetzes nachzudenken. Hanke wandte sich dagegen, den Zölibat zuerst als Belastung und nicht als einen Wert zu sehen. Er stelle die "Zukunftshoffnung auf die volle Gemeinschaft mit Gott" wie einen Wegweiser vor Augen.
Glück plädierte dafür, bewährten verheirateten Diakonen den Weg zur Priesterweihe zu eröffnen. "Mit diesem Modell könnten wir Erfahrungen sammeln", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Auch der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hatte einen solchen Weg vorgeschlagen. Glück sagte, in vielen Teilen der Weltkirche sei der Priestermangel ein drängendes Problem, das sich auf die Feier der Eucharistie in den Gemeinden auswirke. Mit Blick auf Parolin sagte der ZdK-Präsident: "Man darf annehmen, dass er eine solche Aussage nicht ohne Kenntnis der Position des Heiligen Vaters macht." Für ihn seien diese Äußerungen ein Signal, dass solche Fragen nun in Rom "nicht mehr tabuisiert werden".
"Viri probati" als Lösung?
Der ZdK-Präsident regte eine grundlegende Debatte an. Der Zölibat habe seinen besonderen Wert. Aber in vielen Teilen der Weltkirche, nicht nur in Deutschland, werde wegen der Situation in der Seelsorge seit langem darüber gesprochen, dass der Zölibat nicht mehr zwingende Voraussetzung für die Priesterweihe sein sollte. Dennoch erwartet Glück keine raschen Entscheidungen. Über diese Frage könne nur auf Ebene der Weltkirche entschieden werden. Papst Franziskus beziehe die Bischöfe und Kardinäle ein.
Waldenfels sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) im Vorfeld einer Konferenz missionierender Orden, angesichts des Priestermangels müsse auch die Weihe von "viri probati", also von bewährten verheirateten Männern, überlegt werden. Dies habe bereits
1970 der junge Professor Joseph Ratzinger formuliert. Die Chance könnte jedoch schon verpasst worden sein: "Wir sind mittlerweile in einer Zeit, in der es nicht mehr so viele solcher bewährter Christen gibt."