Genau sechs Jahrhunderte nach der feierlichen Eröffnung des Konstanzer Konzils im Konstanzer Münster haben die Kirchen am Mittwochabend mit einem ökumenischen Festgottesdienst am Originalschauplatz an das bedeutende Treffen von Fürsten und Geistlichen erinnert. Mit Blick auf die weltweiten Konflikte, etwa in Syrien, im Nahen Osten oder in Nigeria, erinnerte der badische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh an den ursprünglichen Ansatz des Konzils von 1414, Gegensätze auf dem Verhandlungswege auszuräumen. "Nur wenn wir Wege finden, Konflikte nicht durch Macht und Gewalt, sondern durch Worte und durch sprachliche Verständigung zu lösen, nur wenn wir der konziliaren Konzeption eine Chance geben, gewinnen wir als Menschheit eine lebenswerte Zukunft."
Suche nach gegenseitigem Verständnis
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger rief die Bemühungen des Konzils ins Gedächtnis, die gespaltene Christenheit wieder zusammenzubringen. Die Suche nach einem besseren gegenseitigen Verständnis müsse auch heute engagiert weitergehen, so Burger. Zugleich sollten sich die christlichen Kirchen in der säkularer werdenden Gesellschaft verstärkt überkonfessionell einbringen: "Dies gilt insbesondere für die bioethische Debatte, den Lebensschutz von Anfang bis Ende, dies gilt für den verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung, die uns anvertraut ist", betonte der Erzbischof.
Dem Gottesdienst war ein Festakt mit Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) vorausgegangen. Der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt kündigte an, im kommenden Jahr erstmals den "Konstanzer Konzilspreis" zu vergeben, um Begegnung und Austausch in Europa zu fördern.
Drei Päpste
Das Konzil hatte am 5. November 1414 mit einem Gottesdienst im Konstanzer Münster offiziell begonnen. Drei Päpste, eine geteilte Christenheit, Konflikte in ganz Europa - das mittelalterliche Krisentreffen stand vor gewaltigen Herausforderungen und versuchte in spannungsreichen Verhandlungen während seiner mehr als vierjährigen Dauer zu Lösungen zu kommen. Dabei gelang es beispielsweise, die Kirchenspaltung zu überwinden. Das Konzil wurde zu einer wichtigen Bühne des kulturellen und politischen Austauschs. Die Überwindung tiefergehender Konflikte und ein echter Dialog mit kirchlichen Reformgruppen gelang indes kaum. So wurde der böhmische Reformator Jan Hus vom Konzil zum Tode verurteilt. Die weiter schwelenden Differenzen mündeten 100 Jahre später schließlich in die Reformation.
Bereits seit Jahresbeginn läuft in und rund um Konstanz ein breitgefächertes Programm zum Konzilsjubiläum. Die Auftaktausstellung im Konzilsgebäude am Konstanzer Hafen sahen 100.000 Besucher. Bis 2018 - parallel zur Sitzungsdauer des Konzils zwischen 1414 und 1418 - sind weitere Ausstellungen, Konzerte, Theateraufführungen und wissenschaftliche Tagungen geplant.
Europa zu Gast in Konstanz
"Während des Konzils war ganz Europa zu Gast in Konstanz, hier wurden weltpolitische Fragen erörtert, hier kam es zum wissenschaftlichen und kulturellen Austausch zwischen den Völkern. Unsere Jubiläumsjahre wollen nun erneut zum europäischen Dialog und Austausch einladen und Geschichte lebendig machen", so Oberbürgermeister Burchardt.
Während sich das erste Jubiläumsjahr 2014 dem Initiator des Konzils, König Sigismund, widmet, soll 2015 unter dem Leitwort "Jahr der Gerechtigkeit" Jan Hus ins Zentrum rücken. Dazu hat das Konstanzer Hus-Museum eine neue Dauerausstellung über Leben und Wirken des Theologen erarbeitet.