Papst Franziskus würdigte Romero in einer Grußbotschaft als einen der "besten Söhne der Kirche". Romero habe als Märtyrer den Glauben und die christliche Barmherzigkeit mit seinem Leben bis zum Extrem bezeugt. "In schwierigen Zeiten des Zusammenlebens hat es Monsignore Romero vermocht, seine Herde zu führen, zu verteidigen und zu schützen, treu im Glauben und in Gemeinschaft mit der Kirche", so der Papst.
Nach der Zeremonie unter Leitung des Präfekten der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, wurde ein überlebensgroßes Porträt Romeros enthüllt. Acht Geistliche trugen in einem Glasschrein das blutverschmierte Hemd Romeros über den Platz, das viele Menschen mit der Hand zu berühren versuchten. Trotz heftiger Regenfälle hatten bereits am Freitagabend in der Hauptstadt des mittelamerikanischen Landes tausende Menschen an einer Lichterprozession für Romero teilgenommen.
"Mutiger und ehrlicher Mensch"
"El Salvador ist voller Freude", sagt Weihbischof Georgio Rosa Chávez, der vor 25 Jahren das Verfahren angeschoben hatte. US-Präsident Barack Obama würdigte Romero in einem Grußschreiben als "mutigen und ehrlichen Menschen". Er habe die Fähigkeit besessen, Massen zu begeistern, die Würde eines jeden Menschen zu respektieren sowie stets für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten.
Romero war am 24. März 1980 während eines Gottesdienstes von Unbekannten erschossen worden. Durch seinen Einsatz für die Rechte der Armen hatte der Erzbischof den Hass reaktionärer Kreise auf sich gezogen. Als Auftraggeber des Mordes stehen Militärs im Verdacht; die Hintergründe der Tat wurden nie ganz aufgeklärt. Im anschließenden Bürgerkrieg zwischen Sicherheitskräften, rechten Todesschwadronen und linksgerichteten Guerillagruppen kamen bis 1992 rund 75.000 Menschen ums Leben.
Anfang Februar hatte Papst Franziskus Romero als Märtyrer anerkannt und damit den Weg für eine Seligsprechung freigemacht. Das Verfahren war 1990 in San Salvador eröffnet und später im Vatikan fortgesetzt worden. Es wurde mehrfach blockiert, weil Romero Beteiligten des Verfahrens als Repräsentant der Befreiungstheologie verdächtig erschien. Zudem war theologisch zu klären, ob Romero aufgrund seiner Glaubensüberzeugungen oder wegen seiner politischen Parteinahme gegen die damalige Regierung getötet wurde.
Neuer Anschub durch Franziskus
Papst Benedikt XVI. (2005-2013) gab den Prozess im Dezember 2012 wieder frei. Durch Papst Franziskus erhielt er kurz nach dessen Wahl im März 2013 einen neuen Anschub. Ein Blick auf die Vorgeschichte zeigt, dass der Pontifikatswechsel von 2013 vermutlich nicht der allein entscheidende Punkt für das nun leuchtende Grüne Licht war. Schon Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hatte 2007 während seiner Brasilien-Reise erklärt, dass Romero aus seiner Sicht die Seligsprechung verdiene. Doch das von Fachleuten im Vatikan über viele Jahre immer wieder kolportierte Argument, man könne leider nicht sicher sagen, ob der Mörder und seine Hintermänner Romero aus "Hass gegen den Glauben" oder doch eher wegen seiner politischen Parteinahmen gegen die Regierung töteten, war nicht leicht auszuräumen.
Erst eine sorgfältige Rekonstruktion seiner Ansprachen sowie eine unparteiische Analyse der gesellschaftlichen Lage des Landes El Salvador am Vorabend des Bürgerkriegs (1980-1992) konnte den Nachweis erbringen, dass Romero getötet wurde, weil er die Soziallehre der Kirche und die Liebe Christi zu den Armen verteidigte. Der wachsende Abstand von den tiefen gesellschaftlichen Gräben des Bürgerkriegs, dem Romero ebenso wie 70.000 seiner Landsleute zum Opfer fiel, hat dazu beigetragen, die Dinge klarer zu sehen.